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Personifizerter Erfolg: Ramsin Azizsir und Erik Thiele gewannen mit dem SVW drei Deutsche Mannschaftsmeisterschaften in Folge.
Großes Interview mit Erik Thiele und Ramsin Azizsir
Die Olympischen Spiele in Tokyo werfen ihre Schatten voraus, sodass nun auch bei den Ringern die heiße Phase der Vorbereitung auf das wichtigste aller Sportereignisse begonnen hat. Mit Erik Thiele und Ramsin Azizsir hat der SV Wacker Burghausen zwei heiße Eisen im Feuer, wenn es um das Rennen um die begehrten Qualifikations-Tickets für das Groß-Event in Tokyo geht. Beiden deutschen Halbschwergewichtlern wurde von den Bundestrainern das Vertrauen geschenkt, beim Europa-Olympia-Qualifikationsturnier die deutschen Farben zu vertreten.
Während Erik Thiele zudem für seinen Heimatverein KAV Mansfelder Land an den Start geht, vertritt Ramsin Azizsir national wie international die Farben des SV Wacker Burghausen. Das Qualifikations-Turnier, das von 18.-21.03.2021 in Budapest (Ungarn) abgehalten wird, ist die vorletzte und zeitgleich beste Gelegenheit, sich für die Olympischen Spiele zu qualifizieren.
Zuerst durften sich die Burghauser Ringerfans über eure Vertragsverlängerungen freuen, nun drückt euch ganz Burghausen und Ringer-Deutschland die Daumen, wenn es um die Qualifikation für die Olympischen Spiele geht. Es ist davon auszugehen, dass beim Qualifikationsturnier in Budapest extrem harter Konkurrenz zu rechnen ist. Wie habt Ihr euch auf diese Herkules-Aufgabe vorbereitet und wie schätzt ihr eure aktuelle Verfassung ein?
Erik Thiele: „Es sind noch viele starke Kandidaten im Rennen und alle werden sich bestmöglich vorbereiten, sodass am Ende die Tagesform entscheiden wird. Ich war Anfang Februar in einem Trainingslager in Polen, danach bereiteten sich meine Nationalmannschaftskollegen in der Ukraine weiter vor. Ich beendete allerdings Ende Februar mein Studium, wodurch ich in dieser Zeit nur im Heimtraining trainierte. Den letzten Schliff hole ich mir gerade in Heidelberg. hier bin ich bis zum 11. März.“
Ramsin Azizsir: „Ich war innerhalb der letzten vier Wochen bei zwei Trainingslehrgängen in Ungarn, um mich hier mit der Weltspitze zu messen und zu trainieren. Außerdem habe ich mich am Olympiastützpunkt in Heidelberg intensiv mit der Nationalmannschaft vorbereitet. Die letzten eineinhalb Wochen werde ich hauptsächlich im Heimbereich trainieren.“
Eine kontinuierliche Trainingsplanung war für Spitzensportler im Jahr 2020 nahezu unmöglich. In wie weit behinderten euch die durch die Corona-Pandemie einhergehenden Beschränkungen in eurer Vorbereitung? Seht ihr euch verglichen mit anderen europäischen Nationen hier eher benachteilt oder denkt ihr, dass auf internationaler Ebene hier größtenteils Chancengleichheit im Rahmen der Vorbereitung bestand?
Erik Thiele: „Durch den Start der Corona-Pandemie war bis Mitte Juni kein Training auf der Matte möglich. Durch eine Ausnahmegenehmigung konnte ich zumindest allgemein trainieren, zum Beispiel Kraftraum oder Laufen. Jedoch fehlten mir im gesamten Jahr 2020 internationale Lehrgänge, da die Trainingspartnersituation für mich in Deutschland sehr bescheiden ist. Grob gesagt sind die Beschränkungen politische Entscheidungen, die ich nicht beeinflussen kann. Daher konzentriere ich mich nur darauf in jedem Training das maximale herauszuholen.“
Ramsin Azizsir: „Da muss man leider realistisch sein: In Deutschland gab es schon massive Einschnitte in den Trainingsalltag. Wenn ich zuhause war, hatte ich nicht einmal die Möglichkeit in ein Fitnessstudio zu gehen. Das haben andere Länder anders gehandhabt.“
Manche Athleten bereiten sich mit Mentaltrainern auf die kommenden Aufgaben vor, manche verlagern ihren Trainingsfokus auf Atemübungen oder andere Trainings-Methoden, an die vor Corona nur die wenigsten Sportler einen Gedanken verloren hätten. Habt ihr auch auf alternative Trainingsmethoden zurückgegriffen und wie schwer ist es für den Kopf, sich auf eine derart neue Situation einzustellen?
Erik Thiele: „Ich habe angefangen mit einem Athletiktrainer zusammen zu arbeiten, um meinen allgemeinen Trainingszustand noch weiter zu verbessern. Insgesamt fehlen in der Trainingsgruppe ein paar Leute, da diese derzeit noch nicht trainieren können. Dass bedrückt zwar das Klima etwas, wirkt sich aber sonst nicht negativ auf mich aus.“
Ramsin Azizsir: „Natürlich, man hatte in dieser Zeit auch relativ viel Freiraum. Ich habe diese Zeit vor allem für Aktivitäten im Freien genutzt, war viel Wandern, Laufen und Fahrrad fahren. Das lenkt einen ab und man kann trotzdem etwas runter kommen um sich dann wieder neu zu fokussieren.“
Hand aufs Herz – wie schätzt Ihr eure Chancen ein? Schafft Ihr die Qualifikation für Olympia?
Erik Thiele: „Fifty-Fifty für mich!“
Ramsin Azizsir: „Es wird eine harte Aufgabe, aber ich werde mein Bestes geben um meinem Traum von der Olympiateilnahme zu erfüllen.“

Tolle Lesitungen zeigte Roland Schwarz beim Individual World Cup in Serbien - am Ende spang für ihn die Bronzemedaillie heraus.
Schwarz, Baranowski und Muszukajev überzeugen beim Weltcup in Belgrad
Die Bronzemedaille von Roland Schwarz beim Ringer-Weltcup in Belgrad ist das einzige Edelmetall für den Deutschen Ringerbund (DRB) bei den Männern geblieben – die Frauen holten gleich drei Medaillen, wobei sich Aline Rotter Focken in der Klasse bis 76 Kilogramm die Krone aufsetzte und Gold holte. Die Wacker-Legionäre Zbigniew Mateusz Baranowski (86 kg) und Iszmail Muszukajev (65 kg) schafften es beim Freistil-Turnier bis ins Finale, unterlagen dort aber ihren jeweiligen Gegnern.
Eine Klasse für sich war der Ex-Burghauser Magomedmurad Gadzhiev, der in der Freistil-Klasse bis 70 Kilogramm die Konkurrenz dominierte und im Finale einen ungefährdeten 5:0-Erfolg feierte. Nicht ins Vorderfeld schafften es dagegen Eduard Tatarinov (79 kg), Givi Davidovi (57 kg) und Ali Pasha Umarpashaev (74 kg). „Edi hat einen sehr guten Eindruck hinterlassen und musste sich gegen einen wirklich starken Gegner geschlagen geben, der schon 5. Weltmeister war“, analysiert Burghausens Ringer-Legende Matthias Maasch den Auftritt des Ex-Traunsteiners, der gegen den Usbeken Rashid Kurbanov lange Zeit mit 1:0 in Führung lag, erst gegen Ende des Kampfes Punkte abgab und sich mit 1:6 von diesem hochklassig besetzten Turnier verabschieden musste. Der italienische Neuzugang Davidovi musste nach einem klaren Auftaktsieg im Achtelfinale die Segel streichen und für Umarpashaev war nach zwei Siegen im Viertelfinale Schluss.
Der Ungar Muszukajev spazierte zunächst mit zwei deutlichen Siegen durchs Turnier, musste dann aber im Halbfinale beim 7:6 gegen Haji Aliyev aus Aserbaidschan kurz zittern. Im Finale hatte der Neu-Burghauser beim 1:9 gegen den Armenier Vazgen Tevanyan allerdings keine echte Chance. Der Pole Baranowski startete mit einem 3:0-Sieg ins Turnier, hatte dann aber beim 4:4 gegen den Türken Osman Gocen Mühe und überstand auch das Halbfinale gegen den Spanier Taimuraz Friev beim 3:2 nur denkbar knapp. Gegen den Russen Dauren Kurugliev war im Finale beim 1:5 aber dann kein Kraut mehr gewachsen.
„Es war schon auffällig, wie stark die Russen das Turnier dominiert haben. Das ist auch kein Wunder, die haben in jeder Gewichtsklasse zehn bärenstarke Leute, von denen mindestens fünf Weltmeister werden können. Da kann man auch trotz Corona im eigenen Land hochklassige Lehrgänge abhalten“, so Maasch, den die Probleme vieler westeuropäischer Ringer nicht überrascht haben: „Es gab kaum Lehrgänge und noch weniger Turniere. Das hat man auch bei unseren Jungs gesehen, da hat einfach die Praxis gefehlt und so sind Fehler passiert, die die Jungs nicht machen, wenn sie den Rhythmus haben.“
Bronzemedaillengewinner Schwarz attestiert Maasch eine extrem starke Leistung, dass er beim 1:4 gegen den Türken Salih Aydin das Finale verpasste, war in den Augen von Maasch vor allem eine Folge der fehlenden Wettkampfpraxis: „Das passiert ihm so sonst nicht.“ Ganz bitter war das Turnier für Fabian Schmitt (55 kg), der zweiten großen Medaillenhoffnung aus Burghausen. Der Nürnberger, der sich in den Bundesligakämpfen im Herbst in brillanter Form präsentiert hat, musste sich aufgrund eines Erstkontaktes in Quarantäne begeben und konnte nicht antreten. Witalis Lazovski (67 kg), für den nach einem Kampf Schluss war, konnte nach seiner Schulterverletzung noch nicht an die gewohnte Form anknüpfen. Maasch: „Schade für ihn, da hat ihm nach der Verletzung auch das Selbstvertrauen gefehlt, sonst wäre mehr drin gewesen.“ Auch Idris Ibaev (72 kg) musste sich nach einem einzigen Auftritt verabschieden, doch Maasch war dennoch angetan: „Für sein erstes großes Turnier war das schon gut. Das lässt für die Zukunft hoffen.“ Erik Thiele und Ramsin Azizsir haben das Turnier aus beruflichen Gründen verpasst.

Der Burghauser Publikumsliebling Magomedmurad Gadzhiev errang in Rom seinen zweiten EM-Titel
Licht und Schatten für Burghauser Ringer bei Europameisterschaften in Rom
Rom – die ewige Stadt – wurde in der vergangenen Woche Schauplatz neuzeitlicher Gladiatorenkämpfe. Doch versammelten sich die Sportler nicht wie in der Antike im Kolosseum – vielmehr wurde eine topmoderne Multifunktionshalle im Stadtteil Ostia im Rahmen der diesjährigen Europameisterschaften zum Zentrum des europäischen Ringsports. Mit am Start: jede Menge Burghauser Ringer, die erst vor zwei Wochen den dritten Deutschen Meistertitel im Mannschaftsringen einfahren konnten.
Am Montag starteten die Greco-Spezialisten in die stark besetzten Wettkämpfe. Den Auftakt machte in der leichtesten 55kg-Klasse Fabian Schmitt, bei dem die harte Bundesliga-Saison Spuren hinterließ: Gegen den jungen Italiener Giovanni Freni – ein ansonsten durchaus schlagbarer Gegner - unterlag Schmitt nach gut einer Minute vorzeitig, was das vorzeitige Turnierende bedeutete. Wenig besser lief es für Witalis Lazovski, der in seiner angestammten 67kg-Gewichtsklasse antrat. Während zur Halbzeit Lazovski gegen den georgischen Junioren-Weltmeister Giorgi Shotadze mit 1:0 in Führung lag, wendete sich im zweiten Kampfabschnitt das Blatt. In der angeordneten Bodenlage gelang Shotadze ein Ausheber, durch den er seinerseits mit 3:1 in Führung ging. Zwar konnte Lazovski noch auf 2:3 verkürzen – am Ende stellte diese Niederlage auch für Ihn das vorzeitige Ende der Europameisterschaften dar. Bei den schweren Jungs ging der Serbe Mikheil Kajaia in der Klasse bis 97kg auf die Matte – auch für ihn sollte sein Auftritt gegen den Ungarn Alex Szoke der einzige im weiteren Turnierverlauf bleiben. Bedingt durch für Kajaia ansonsten ungewöhnliche Schwächen im Standkampf unterlag Vize-Europameister von 2018 am Ende klar und verdient mit 2:6 nach Punkten.
Von den weiteren Deutschen Startern im Greco-Wettbewerb wusste allen voran das Aushängeschild des Deutschen Ringsports - Frank Stäbler – zu überzeugen. Nach beeindruckenden Leistungen sicherte sich der dreifache Weltmeister dank eines 6:2 Siegs gegen den Georgier Iuri Lomadze sein zweites EM-Gold nach 2012. Jeweils über Bronze durften sich Hannes Wagner (82kg) und Jello Kramer (125kg) freuen. Abgerundet wurde das gute Abschneiden der Deutschen Athleten von der Bronzemedaille des jungen Horst Lehr, der in der 57kg-Klasse eine beeindruckende Leistung abrief. Zudem schrammten Lars Schäfle (86kg) und Gennadij Cudinovic in den Freistil-Wettbewerben mit je einem guten 5. Platz knapp an Edelmetall vorbei.
Weitaus beeindruckender aber war das Abschneiden der Burghauser Freistil-Spezialisten. So marschierte der Georgier Beka Lomtadze unaufhaltsam durch das Turnier der 61kg-Klasse, in dem er sowohl den Rumänen Nikolai Okhlopkov als auch den Moldauer Leonid Colesnic vorzeitig auspunktete. Erst im Habfinale wurde es erstmals enger, in dem ihm der Aserbaidschaner Initgam Valizada alles abverlangte und nur einen knappen 2:1 Punktsieg von Lomtadze zuließ. Im Finale kam es dann zum heiß ersehnten Aufeinandertreffen mit dem Russen Aleksandr Bogomoev – seines Zeichens Europameister des Jahres 2015. Auch damals standen sich die beiden Ringer im Finale gegenüber. Und wie schon 2015 musste sich Lomtadze am Ende knapp mit 2:3 geschlagen und sich somit erneut mit der Silbermedaille zufriedengeben. Als weiterer Burghauser Starter versuchte Vladimir Egorov sein Glück in der 61kg-Klasse. Nach einer 6:0 Niederlage gegen den Armenier Arsen Harutyunyan endete sein EM-Auftritt nach nur einem Kampf.
Ein in Summe bärenstarker Auftritt über den gesamten Turnierverlauf verhalf Magomedmurad Gadzhiev zu seinem zweiten Europameister-Titel nach 2016. Zum Auftakt eliminierte Gadzhiev den Mazedonier Fati Vejseli vorzeitig mit 10:0. Im Viertelfinale, Halbfinale und im Finale spielte er anschließend seine beeindruckende Fähigkeit aus, Gegner im Standkampf zu dominieren. Während er im Viertelfinale den hochgehandelten Türken Haydar Yavuz ungefährdet mit 2:0 nach Punkten in Schach halten konnte, folgte im Halbfinale ein ebenso klarer und souveräner 4:1 Sieg gegen den Georgier Mirza Skhulukhia, den er phasenweise schier nach Belieben über die Mattenfläche scheuchen konnte. Im Finale wartete anschließend der Aserbaidschaner Aghahuseyn Mustafayev, der am Ende die Überlegenheit Gadzhievs im Standkampf hinnehmen musste und mit 2:0 unterlag.
Auch Soner Demirtas, seines Zeichens dreifacher Europameister, konnte sich am Ende über eine hart erkämpfet Bronzemedaille freuen. Gleich im ersten Kampf kam es zum vorgezogenen Finale mit dem Italiener Frank Chamizo, in dem sich der Lokalmatador vor heimischem Publikum nach einem Kampf auf höchstem Niveau knapp mit 6:4 durchsetzen konnte. In der Hoffnungsrunde demontierte Demirtas den Moldauer Valentin Borzin mit 11:0. Und auch im entscheidenden kleinen Finale konnte der technisch versierte Türke seine Stärken ausspielen. Gegen den gebürtigen Russen Murad Kuramagomedov, der seit einigen Jahren die Farben Ungarns vertritt, ließ Demirtas nichts anbrennen und siegte am Ende sicher mit 5:0 nach Punkten.