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Erster Neuzugang: Wacker-Ringer zaubern Alex Michel Bjurberg Kessidis aus dem Hut
Nach den Abgängen von Michael Widmayer, Ramsin Azizsir und Arsen Harutyunyan hat der fünffache Deutsche Mannschaftsmeister den ersten Transfer des Jahres bestätigt. Mit der Verpflichtung des „griechischen Schweden“ Alex Michel Bjurberg Kessidis gelang dem SVW ein echter Transfer-Coup. Denn durch die eine Sonderregel im Bundesliga-Punktesystem kann Kessidis in der Burghauser Mannschaft überaus flexibel eingesetzt werden.
Alex Kessidis wurde als Sohn eines griechischen Vaters und einer schwedischen Mutter geboren und wuchs zusammen mit seinem Bruder Laokratis in Schweden auf. Beide Brüder fanden schon in frühen Jahren ihre Passion für den Ringkampfsport und entwickelten sich zu reinen Spezialisten für den griechisch-römischen Stil. Während sich Alex Kessidis dafür entscheid, die Farben Schwedens zu vertreten, schloss sich sein Bruder Griechenland an. Der 30-jährige Alex Kessidis kann in seiner langen internationalen Karriere bereits auf eine Vielzahl an Erfolgen zurückblicken: Im Jahr 2017 errang er bei den U23-Europameisterschaften die Goldmedaille, bei den Europaspielen in Minsk 2019 sowie bei den Europameisterschaften 2020 sicherte er sich Bronze. Als bisher größter Erfolg gilt jedoch seine Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften 2019. In Burghausen wird er in den oberen Gewichtsklassen zum Einsatz kommen.
Kessidis bringt auch noch eine Besonderheit mit: Jeder Ringer wird anhand seiner Erfolge und auch seiner Herkunft gemäß eines ausgeklügelten Punktesystems zwischen 0 bis 8 Punkten bewertet. Als ausländischer Ringer wäre Kessidis regulär mit fünf Punkten bewertet worden, doch greift bei ihm eine Besonderheit im Regelwerk. So besagt dieses, dass Ringer, die das Ringen in Deutschland erlernt haben, nicht mit dem Punkte-Malus eines ausländischen Athleten belegt werden, sondern wie ein einheimischer deutscher Ringer zu bewerten sind. Da Alex Kessidis in seiner Jugend über Jahre hinweg beim SV Siegfried Hallbergmoos unter Vertrag stand, greift in diesem Fall genau diese Ausnahmeregel. Damit wird der Burghauser Neuzugang mit nur einem einzigen Punkt klassifiziert. Diese Besonderheit hatten die Burghauser Verantwortlichen schon einige Jahre im Auge, doch nun bot sich die Gelegenheit, den sympathischen Skandinavier unter Vertrag zu nehmen. "Ich muss mich da beim Hallbergmooser Sportchef Michael Prill bedanken, der mich schon vor Jahren darauf hingewiesen hat, dass Kessidis früher bei ihnen in der Jugend gerungen hat", so Burghausens sportlicher Leiter Matthias Maasch. „Wir sind alle sehr froh, dass sich Alex für unseren Verein entschieden hat. Alex bringt jede Menge Erfahrung mit, ist ein technisch versierter Ringer und überzeugt durch seinen emotionalen und spektakulären Kampfstil.“, berichtet Burghausens Cheftrainer Eugen Ponomartschuk über seinen ersten Neuzugang für die anstehende Saison.
Manch ein Wacker-Fan dürfte sich erinnern: Bereits in der Vergangenheit feierte der SVW mit einem „griechischen Schweden“ große Erfolge: Anfang der 2000-er verstärkte Theodoros Tounousidis den Burghauser Kader – der Halbschwergewichtler ging damals mit einer kurzen Unterbrechung in Summe sieben Jahre lang für den SVW auf Punktejagd und entwickelte sich zu einem der absoluten Publikumslieblinge. Sollte Kessidis ähnlich wie seinerzeit Tounousidis beim SVW einschlagen, spricht nichts gegen eine Weiterführung der griechisch-schwedischen Erfolgsgeschichte beim SV Wacker Burghausen.
Neben der Neuverpflichtung von Alex Kessidis machte der SV Wacker Burghausen auch den Abgang von Benjamin Haizinger publik, den es in der kommenden Saison zum SV Untergriesbach verschlagen wird. Sein Wechsel in den südlichen Bayerischen Wald kommt nicht überraschend, da Haizinger zuletzt seinen Lebensmittelpunkt in Passau hatte und damit enorme Fahrzeiten nach Burghausen ins Training auf sich nehmen musste. Damit wird Benjamin Haizinger in der kommenden Oberliga-Saison mit seinem neuen Team auf seine bisherigen Teamkameraden der Burghauser Ringerreserve treffen.

Europameister Chermen Valiev bleibt Wackerianer
Chermen Valiev geht mit dem SV Wacker Burghausen in seine zweite Bundesliga-Saison: Der Albaner verlängerte seinen Kontrakt mit dem fünffachen Deutschen Mannschaftsmeister um ein weiteres Jahr und wird damit auch in der kommenden Saison die Ringerfans mit Freistilringen der Extraklasse verzaubern. Auf internationaler Ebene ist Valiev aktuell das Maß aller Dinge: nach dem Gewinn der Olympischen Bronzemedaille bei den Spielen in Paris schlug der introvertierte Albaner nun mit seinem ersten Titelgewinn bei Europameisterschaften erneut zu.
In seiner ursprünglichen Heimat Russland galt Chermen Valiev über Jahre hinweg als eines der größten aufstrebenden Talente, dem durchaus zugetraut wurde, mittelfristig den in der Klasse bis 74kg unangefochtenen dreifachen Weltmeister und Olympiasieger Zaurbek Sidakov, abzulösen. Doch dieser Schritt gelang Valiev nicht, sodass er sich zu einem Wechsel der Staatsangehörigkeit entschloss und seit dem Jahr 2024 an die Farben Albaniens vertritt. Dieser Nationenwechsel sollte sich für Valiev uneingeschränkt bezahlt machen: nach seiner Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen von Paris ließ Valiev das Jahr 2024 ruhig ausklingen, bevor er im Januar 2025 auf die internationalen Matten zurückkehrte. Und das mit großem Erfolg: auf seinen Sieg beim Grand Prix von Frankreich ließ er beim hochklassig besetzten Muhamet Malo Turnier im Februar eine zweite Goldmedaille folgen. Ohne eine Niederlage im laufenden Jahr mauserte sich der Ausnahme-Freistilringer zu einen der Top-Favoriten bei den diesjährigen Europameisterschaften. Dieser Favoritenrolle wurde er in Bratislava eindrucksvoll gerecht. Nach Siegen gegen den hochgehandelten Bulgaren Ramazan Ramazanov und den Aserbaidschaner Aghanazar Novruzov traf Valiev im Finale der 74kg-Klasse auf seinen ehemaligen russischen Kontrahenten Zaurbek Sidakov. Und es sollte sich ein denkwürdiger Finalkampf entwickeln, der an Dramatik kaum zu überbieten war: Diese dramatische Begegnung konnte erst nach einem minutenlagen Videobeweis entschieden werden – am Ende setzte sich Valiev mit 4:2 nach Punkten durch. Damit war nicht nur die historische Siegesserie von Zaurbek Sidakov gebrochen, vielmehr konnte Chermen Valiev seine erste Goldmedaille bei Europameisterschaften im Seniorenbereich feiern.
Auch in der abgelaufenen Ringerbundesliga-Saison zeigte Valiev, warum er von Wacker-Cheftrainer Eugen Ponomartschuk in die Mannschaft geholt wurde: seine fünf Auftritte in der regulären Bundesliga-Saison konnte Valiev allesamt klar für sich entscheiden – vier davon sogar vorzeitig. Doch im entscheidenden Playoff-Kampf gegen Schorndorf wurde er zur tragischen Figur: Während Valiev 30 Sekunden vor Kampfende davon ausging, den Kampf unbedingt gewinnen zu müssen, war den Burghauser Trainern klar, dass auch diese knappe Niederlage für den Burghauser Finaleinzug reichen würde. Wie im Tunnel befindlich setzte Valiev weiter zu Angriffsversuchen an und so kam es, wie es kommen musste: nach einem Konter seines Gegners erhielt dieser zwei Punkte zugesprochen, dadurch wanderten zwei anstatt nur ein Mannschaftspunkt auf das Schorndorfer Punktekonto und damit war das Burghauser Halbfinal-Aus besiegelt.
Bereits vor zwei Wochen verkündeten die Burghauser Ringer, dass auch in der kommenden Saison mit keinen Einsätzen des amtierenden Olympiasiegers Razambek Jamalov zu rechnen sei, der bereits im vergangenen Jahr verpflichtet wurde und seitdem auf sein Debüt im Wacker-Dress wartet. Nun wurde auch bekannt, warum: Eigentlich wollte der Usbeke bei den diesjährigen Weltmeisterschaften wieder an den Start gehen, doch Jamalov musste sich am Montag einer schweren Knie-Operation unterziehen. Die anhaltenden Knie-Probleme resultieren aus einem Kreuzbandriss, den er sich vor den Ranking Series Turnier in Ungarn 2024 zugezogen hat. Eigener Aussage nach handelt es sich um seine fünfte Knie-OP in seiner Ringerkarriere. Dazu kommen noch drei Operationen an beiden Schultern, sowie je eine Nacken- und eine Mandel-OP. Zuletzt wurde er zu Beginn des Jahres in München an der Schulter operiert.

Wichtige Kaderbausteine: Magomed und Baschir Kartojev verlängern beim SVW
Die sportliche Leitung der Ringer des SV Wacker Burghausen konnten wichtige Personalfragen für die anstehende Bundesligasaison klären: Mit Magomed und Baschir Kartojev bleiben zwei der vielversprechendsten Nachwuchstalente des deutschen Ringsports dem fünffachen Deutschen Mannschaftsmeister erhalten. Beide Ringer werden in der kommenden Saison zentrale Positionen in der Burghauser Mannschaft einnehmen: während Magomed Kartojev in der Klasse bis 71kg Freistil eingeplant ist, wird sein Bruder Baschir die schwere Nachfolge von Michael Widmayer im Limit bis 75kg im griechisch-römischen Stil antreten.
Magomed Kartojev wechselte 2022 im Alter von 18 Jahren nach Burghausen und entwickelte sich rasch zu einem Leistungsträger in der Burghauser Freistil-Achse. In der Bundesliga-Saison 2023/24 überzeugte er mit beeindruckenden Leistungen, insbesondere im Finale gegen den SC Kleinostheim. Dort trat er sowohl im Hinkampf gegen den albanischen Weltmeister Zelimkhan Abakarov als auch im Rückkampf gegen den deutschen Spitzenringer Saba Bolaghi an und hielt trotz Gewichtsnachteilen stark dagegen. Auch in der abgelaufenen Saison wusste der agile Freistilringer immer wieder zu überzeugen: selbst gegen starke internationale Gegner konnte Kartojev bestehen, sodass ihm in seinen sieben Einsätzen vier Siege gelangen.
Baschir Kartojev, der im griechisch-römischen Stil antritt, stieß 2023 zum SV Wacker Burghausen. Sein Bundesliga-Debüt gab er mit einem überzeugenden 10:5-Sieg gegen Altmeister Christian Fetzer, der mittlerweile beim Deutschen Ringer-Bund die Position des Nachwuchs-Bundestrainers im griechisch-römischen Stil übernommen hat. Zwar wurde er im weiteren Saisonverlauf durch kleinere Verletzungen ausgebremst, blieb jedoch in der Oberligasaison 2023/24 in sieben Kämpfen ungeschlagen. Auch international machte Baschir auf sich aufmerksam: Beim Kuortane OTC Cup in Finnland 2024 gewann er die Goldmedaille in der 72-kg-Klasse der Junioren. In der vergangenen Mannschaftsrunde kam er zudem vermehrt zu Einsätzen, bei denen er restlos überzeugen konnte. Bei seinen sechs Kämpfen gelangen ihm in der Bundesliga vier Siege.
Beide Brüder verpassten allerdings die Endrunde zur Deutschen Mannschaftsmeisterschaft, nachdem sich sowohl Magomed als auch Baschir im Dezember kurz nacheinander einer Schulter-Operation unterziehen mussten und somit für die Play-Offs ausfielen. Nach der überstandenen Reha arbeiteten beide Ringer in den vergangenen Wochen intensiv an ihrem Comeback. Ziel hierfür stellen die diesjährigen Deutschen Männermeisterschaften dar, die im Juni zum zweiten Mal in Elsenfeld ausgetragen werden.