Aktuelle News - 1. Bundesliga

Magomed Kartojev sicherste sich wenige Sekunden vor Schluss den frenetisch gefeierten Sieg gegen Hossein Alizadeh.
Erfolgreicher Saisonauftakt: Wacker Ringer besiegen Heilbronn klar
Am vergangenen Samstagabend startete der SV Wacker Burghausen mit einem eindrucksvollen 20:8-Erfolg gegen die Red Devils Heilbronn in die neue Saison. Vor rund 500 begeisterten Zuschauern zeigte die Mannschaft um Cheftrainer Eugen Ponomartschuk in der stimmungsvollen Burghauser Sportparkhalle eine starke Leistung und ließ dem Finalgegner aus dem Jahr 2019 keine Chance. Beim klaren 20:8-Erfolg gingen sieben der zehn Einzelgefechte an den amtierenden Deutschen Mannschaftsmeister.
Gleich im ersten Kampf des Abends setzte der vierfache Europameister Arsen Harutyunyan ein dickes Ausrufezeichen, indem er den Heilbronner Recep Topal – seines Zeichens Bronzemedaillist der Europameisterschaften 2018 und 2019 - technisch überlegen mit 15:0 besiegte. Der Wackerianer begeisterte einmal mehr mit blitzschnellen Beinangriffen und demontierte seinen Gegner nach allen Regeln der Freistilkunst. "Was Arsen heute wieder gezeigt hat, war mehr als eindrucksvoll", so Eugen Ponomartschuk. Auch im Greco-Schwergewicht konnte Burghausen in Person von Ramsin Azizsir überzeugen: Im Kampf gegen Heilbronns Neuzugang Martin Otto legte in der ersten Runde los wie die Feuerwehr und punktete mit drei kraftvollen Durchdrehern. Diese Führung verwaltete er geschickt in der zweiten Runde, ließ Otto kaum Spielraum und sicherte sich am Ende einen souveränen 7:1-Punktesieg. Azizsir beeindruckte vor allem durch seine physische Dominanz und sein taktisch kluges Kämpfen, was ihn zu einem entscheidenden Baustein des Mannschaftserfolgs machte. Im dritten Kampf des Abends vertrat Erwin Kobsar in der Klasse bis 66kg Greco den noch verletzten Christopher Kraemer und machte seine Sache gegen den jungen Heilbronner Damien Marcon gut. Obwohl er kurzfristig eingesprungen war, zeigte er einen beherzten Kampf und konnte trotz eines Gewichtsnachteils von 7kg selbst punkten. Am Ende musste er sich jedoch dem Heilbronner auf Schulter geschlagen geben, womit die Red Devils auf 4:6 verkürzten. Im Freistil-Halbschwergewicht trat Wackers Olympiateilnehmer Erik Thiele gegen Heilbronns André Timofeev an. In einem taktisch geprägten Kampf warteten beide Kämpfer in der 98kg-Klasse auf ihre Chance. Thiele gelang in der zweiten Hälfte des Kampfes ein sehenswertes Highlight, als er mit einem perfekten Beinfeger seinen Gegner zu Boden zwang und so die entscheidenden Punkte sammelte. Im weiteren Kampfverlauf verwaltete er seine Führung und wurde am Ende souveräner 3:0 Punktsieger. Im letzten Kampf vor der Pause gab es für die Zuschauer beim Kampf von Magomed Kartojev und Heilbronns Neuzugang Hossein Alizadeh nochmal ein emotionales Highlight. Der Wackerianer geriet früh in Rückstand und lief diesem nahezu den ganzen Kampf hinterher. Aber Kartojev, der bekannt für sein Kämpferherz ist, gab nie auf und schaffte zu Beginn der letzten Minute mit einem Konter den 5:8 Anschluss. Dann setzte er zu einer beeindruckenden Schlussoffensive an, in der er seine ganze Klasse zeigte. Mit einem blitzschnellen Beinangriff verkürzte er zuerst auf 7:8 und ließ dann vier Sekunden vor Schluss noch einen Durchdreher zum vielumjubelten 9:8 Punktsieg folgen. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen und Wacker ging mit einer 9:4-Führung in die Pause.
Im ersten Kampf nach der Pause traf Roland Schwarz in der Klasse bis 86kg gr./röm. auf den amtierenden WM-Dritten Yaroslav Filchakov. Der Ukrainer in Diensten der Red Devils punktete in der ersten Runde mit einem Durchdreher und erhielt in der zweiten Runde einen umstrittenen Verwarnungspunkt zugesprochen. Schwarz versuchte, den Rückstand wettzumachen, konnte aber den cleveren und defensiv starken Filchakov nicht ausheben. Am Ende setzte sich der Heilbronner mit 5:1 Punkten durch und verkürzte somit den Rückstand für die Red Devils. In der 75kg Greco-Klasse traf Michael Widmayer auf Heilbronns Neuzugang Alexander Zentgraf. Der Burghauser marschierte in seiner unnachahmlichen Art voran und zermürbte seinen Gegner nach allen Regeln der Ringkampfkunst. Widmayer ließ seinem Gegner keine Verschnaufpause und baute kontinuierlich seine Führung aus. Beim Zwischenstand von 13:0 wurde der Heilbronner völlig entkräftet vom Mattenleiter aufgrund seiner passiven Ringweise disqualifiziert. Widmayers Dominanz war ein weiteres Zeichen für die Überlegenheit des SV Wacker an diesem Abend. Ein weiteres Highlight folgte in der 80kg-Freistilklasse, als es zum internationalen Topkampf des Abends zwischen Wackers Zelimkhan Khadjiev und Heilbronns WM-Dritten Ramazan Ramazanov kam. Beide belauerten sich zu Beginn wie Raubkatzen, wobei Khadjiev die ersten Beinangriffe setzte und zur Pause mit 3:2 Punkten führte. Doch am Ende hatte Ramazanov das größere Stehvermögen und setzte sich mit 9:5 Punkten durch. Damit verkürzte Heilbronn auf 8:13. Im vorletzten Kampf des Abends gab der Olympiadritte von Paris, Chermen Valiev sein Debut im Wackerdress. Zum Leidwesen der Zuschauer konnte Heilbronn in dieser Gewichtsklasse verletzungsbedingt keinen Gegner stellen und vier weitere Punkte wanderten auf das Punktekonto der Wackerianer. Im letzten Kampf des Abends traf Idris Ibaev auf die Ringer-Ikone Adam Juretzko. Ibaev dominierte sowohl im Stand als auch im Bodenkampf und war jederzeit Herr der Lage. Mit explosiven Aktionen baute er seine Führung kontinuierlich aus und setzte sich schließlich souverän mit 10:0 Punkten durch, was den verdienten Schlusspunkt eines gelungenen Abends für den SV Wacker Burghausen markierte.
Cheftrainer Eugen Ponomartschuk, der die Mannschaft optimal eingestellt hatte, zeigte sich nach dem klaren Sieg äußerst zufrieden: „Es war wichtig, gleich zum Saisonstart ein Zeichen zu setzen. Die Jungs haben die taktischen Vorgaben perfekt umgesetzt und einen überlegenen Sieg herausgeholt“. Nächste Wochen haben die Burghauser Ringer kampffrei, ehe anschließend eine englische Woche mit den beiden Topkämpfen gegen Lichtenfels und Weingarten ansteht.

Ein Team, ein Verein, ein Ziel! Die Burghauser Schlachtenbummler feiern gemeinsam mit der Mannschaft den fünften Titelgewinn!
Es ist vollbracht: Burghausen feiert den fünften Titelgewinn!
Wenn Superlative keine Grenzen kennen: die Ringer des SV Wacker Burghausen sicherten sich mit einem klaren 9:14 Auswärtssieg gegen den SC Siegfried Kleinostheim die fünfte Meisterschaft – und das in den letzten sechs Saisons. Nach dem 12:9 Heimsieg in der Vorwoche machte das Team um Burghauser Cheftrainer Eugen Ponomartschuk nun endgültig den Sack zu und bestätigten so ihre Vormachtstellung im deutschen Ringsport. Doch auch den Warriors aus Kleinostheim gebührt als Vizemeister gebührender Respekt, die zum hundertjährigen Vereinsjubiläum den größten Erfolg in der langen Vereinsgeschichte feiern konnten und optimale Rahmenbedingungen für ein würdiges Finale lieferten – auf und abseits der Matte.
Extra für den Rückkampf im Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft buchten die Verantwortlichen des SC Siegfried Kleinostheim die Untermainhalle im benachbarten Elsenfeld, die normalerweise dem dort heimischen Handball-Bundesligisten TV Großwallstadt als Spielstätte dient. Nun wurde sie in eine beeindrucke Arena umfunktioniert, die für die rund 2700 Zuschauer aus dem ringsportbegeisterten Unterfranken optimale Rahmenbedingungen für ein denkwürdiges Finale bot.
Gleich in den ersten Kämpfen musste man sich auf Burghauser Seite durchaus fragen, welche Götter sich an diesem Abend gegen das Burghauser Team verschworen hatten. Denn der Auftakt in das Bundesliga-Finale verlief alles andere als optimal fürs Burghauser Team. So traf in er Eröffnungsklasse Burghausens Fabian Schmitt auf den favorisierten Kasachen Marlan Mukashev. Nach einem ausgeglichenen Kampf wurde Schmitt in beiden Runden als passiverer Ringer angesehen und musste in die Bodenlage – vor allem im zweiten Kampfabschnitt eine überaus umstrittene Entscheidung des vierköpfigen Kampfgerichts. Wenn gleich Schmitt im Boden stark verteidigte, lag er trotzdem bis kurz vor Kampfende mit 8:0 in Rückstand, setzte dann noch einmal zu einem erfolgreichen Angriff an und beförderte seinen Gegner quasi mit dem Schlussgong aus der Kampffläche. Mit dieser Wertung hätte Schmitt seinen Rückstand auf sieben Punkte verkürzen können, was im Gesamtklassement nur zwei Mannschaftspunkte für die frenetisch angefeuerten Gastgeber bedeutet hätte. Nach einem langen Videobeweis stand aber fest, dass Mukashev den Rand der Mattenfläche den Bruchteil einer Sekunde zu spät überschritten hatte, sodass die Wertung doch im Nachgang wieder revidiert wurde. Und auch im nachfolgenden Schwergewichtskampf sollte sich ein Kampfverlauf entwickeln, in dem den mitgereisten Burghauser Fans der Jubelschrei in letzter Sekunde im Hals stecken blieb. So lieferte Erik Thiele dem rund 18kg schwereren ungarischen Weltklasse-Freistilringer Daniel Ligeti einen Fight auf Augenhöhe und führte bis drei Sekunden vor Kampfende mit 2:2 durch die zuletzt erzielte Wertung. Doch dann gelang Ligeti mit allerletzter Kraft ein erfolgreicher Beinangriff, der ihm zwei Wertungen einbrachte. Da Thiele zudem im weiteren Verlauf die Matte verließ, wurde dem Ungarn noch ein zweiter Punkt zugesprochen, der am Ende den 5:2 Sieg und zwei weitere Mannschaftspunkte für Kleinostheim bedeutete. Die Wende zu Gunsten des SVW sollte in der Klasse bis 61kg Freistil Dreifach-Europameister Arsen Harutyunyan vollziehen, der im Kampf gegen Niklas Stechele als klarer Favorit ins Rennen ging, konnte er doch seinen Gegner in der laufenden Saison technisch überlegen besiegen. Ein ähnlich hohes Ergebnis hätte der Burghauser Mannschaft erheblichem Druck für den weiteren Kampfverlauf genommen, doch auch hier kam es anderes. Zwar legte Harutyunyan los wie die Feuerwehr und sicherte sich zur Halbzeit einen klaren 0:10 Vorsprung, doch wollte ihm an Ende der entscheidende Punkt zum 15-Punkte Vorsprung nicht mehr gelingen, sodass beim Endstand von 0:14 nur drei anstatt der erhofften vier Punkte aufs Burghauser Konto gutgeschrieben wurden. Warum das Kampfgericht aber gegen Stechele, der sechs Minuten keine einzige offensive Aktion zeigte und sich weitestgehend dem Kampf entzog, keine Aktivitätszeit verhängt wurde, wurde nach dem Kampf berechtigterweise von den Burghauser Trainern hinterfragt. Ein Duell, das niemand auf dem Schirm hatte, bahnte sich in der Gewichtsklasse bis 98kg gr./röm. an. Während beim SVW Felix Baldauf, der im Hinkampf in Folge einer leichten Verletzung nicht eingesetzt werden konnte, nun im Rückkampf gesetzt war, ging für den SC Siegfried Kleinostheim vollkommen überraschend Pascal Eisele auf die Matte, der als einer der stärksten deutschen Ringer im 86kg-Limit zuletzt langfristig verletzungsbedingt fehlte. Am Ende spielte Baldauf seine körperlichen Vorteile aus und siegte in einem aktionsarmen Kampf unspektakulär, aber souverän mit 0:2 nach Punkten. Im entscheidenden Schlüsselkampf vor der Pause kochte einmal mehr Witalis Lazovski ins 66kg-Limit ab, in dem er wie schon in der Vorwoche auf Deniz Menekse traf – damals aber noch in der Gewichtsklasse bis 71kg gr./röm. Und Lazovski – sichtlich auf Offensive von seinen Trainern eingestellt – marschierte los, als gäbe es kein Halten mehr. In der Bodenlage folgte dann Lazovskis gefürchteten Ausheber, gegen die Menekse keine regelkonformen Mittel fand. So wuchtete Lazovski seinen überforderten Gegner zweimal aus dem Boden und setzte zu spektakulären Würfen an, die mit vier bzw. zwei Wertungen belohnt wurden. Da Menekse beim zweiten Wurf unfair in Lazovskis Gesicht fasste, erhielt er eine Verwarnung und zwei Wertungspunkte gegen sich ausgesprochen, sodass es mit einer 0:12 Führung in die Rundenpause ging. Nach zwei weiteren schönen Aktionen machte Lazovski nach gut vier Minuten Kampfzeit den Sack vorzeitig zu und siegte technisch überlegen mit 0:16 – ein Sieg, der im Burghauser Lager erste Jubelschreie auslöste. Beim Stand von 5:8 ging es damit in die Halbzeit.
Den zweiten Kampfabschnitt eröffnete Eduard Tatarinov, der in der Klasse bis 86kg Freistil mit Kleinostheims Eigengewächs Christoph Henn konfrontiert wurde. In einem ausgeglichenen Kampf war es immer wieder Tatarinov, der danke seiner langen Arme seine Beinangriffe ins Ziel brachte und zur Halbzeit mit 0:4 führte. Im zweiten Kampfabschnitt konnte Henn das Duell offener gestalten, zu Wertungen kam er jedoch nicht mehr. Tatarinov konnte seinerseits hingegen den Vorsprung noch auf 0:6 ausbauen und so einen wichtigen Sieg für den Wacker-Tross feiern. Während eigentlich in der Klasse bis 71kg Freistil viele Experten Iszmail Muszukajev fix einkalkulierten, entschieden sich am Ende die Burghauser Trainer für Magomed Kartojev, der bereits in der Vorwoche eine bärenstarke Leistung zeigte. Auch gegen den körperlich starken Routinier Saba Bolaghi zeigte Kartojev eine ansprechende Leistung und überzeugte erneut trotz seiner jungen Jahre mit einer reifen und ausgewogenen Ringweise. Wenngleich Kartojev, bei dem auch in der heurigen Saison wieder ein enormer Leistungsschub verzeichnet werden konnte, am Ende mit 5:2 seinem Gegner unterlag, rechtfertigte das junge Talent seine zweite Aufstellung in einem Finalkampf mit einer bärenstarken Leistung. Ein Highlight des Abends sollte der Greco-Kampf der 80kg-Klasse werden, in dem sich die beiden Spitzenringer Idris Ibaev und Alexandrin Gutu gegenüberstanden. Und wie schon in der regulären Bundesligasaison sollte am Ende Ibaev seinem Gegner, der als amtierender U23 Welt- und Europameister als leichter Favorit auf die Matte ging, zum zweiten Mal ein Schnippchen schlagen: Bereits in der ersten Runde gelang Ibaev eine 4-Punkte Wertung aus dem Stand gefolgt von zwei Wertungspunkte, die ihm nach einem unerlaubten Kopfstoß Gutus zugesprochen wurden. Im zweiten Kampfabschnitt konnte der Moldawier zwar noch auf 4:9 verkürzen, am Ende fand er gegen den gut verteidigenden Ibaev keine Mittel, um ihn nochmals ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Damit blieb Ibaev in der gesamten Saison ungeschlagen, was gemessen an der Stärke seiner Gegner eine herausragende Leistung darstellte. Somit ging der SVW in Addition beider Finalkämpfe mit acht Punkten in Führung, sodass Kleinostheim in den entscheidenden Kämpfen der 75kg-Klasse zwei Schultersiege benötigten, um doch noch den ersten Meistertitel in der Vereinsgeschichte gewinnen zu können. Doch schon nach dem Greco Kampf zwischen Michael Widmayer und Artur Tatarinov war für die Warriors der Zug abgefahren: mit einem eindrucksvollen 1:4 Punktsieg sicherte sich Michael Widmayer nicht nur den Erfolg im direkten Duell mit Tatarinov, vielmehr brachte er seine Mannschaft uneinholbar in Führung, sodass im letzten Kampf des Abends die 7:0 Niederlage von Rasul Altemirov gegen Rasul Shapiev vollkommen nebensächlich wurde.
Am Ende lagen sich die Burghauser Ringer und Verantwortlichen mit den zahlreich angereisten Wackerfans in den Armen und ließen gehörig die Sektkorken und Konfetti-Kanonen knallen. Burghausens sportlicher Leiter Matthias Maasch war nach dem nervenaufreibenden Finalkampftag sichtlich bewegt: „Wir haben einen unfassbaren Kampfabend erlebt, an den sich alle noch lange erinnern werden. Dieses Mal haben unsere Jungs - die Ringer, die bei uns tagtäglich in der Halle trainieren und alles für den Verein geben – den Titelgewinn möglich gemacht. Ich bin unfassbar stolz auf alle Beteiligten, die diesen unglaublichen Erfolg möglich gemacht haben.“

Matthias Maasch feierte Fabian Schmitt seinen Sieg über den Justus Petravicius emotional.
Finale 1.0 - ein Ringerabend der Superlative endet mit knappen Burghauser Sieg
Die Erwartungen waren vor dem ersten Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft zwischen dem SV Wacker Burghausen und den Warriors aus Kleinostheim groß. Doch sie wurden nicht nur erfüllt – nein, sie wurden sogar bei weitem übertroffen. Schon beim mit Spannung erwarteten offiziellen Abwiegen der beiden Mannschaften konnte man förmlich das Knistern in der Halle spüren. Kleinostheims Trainer Peter Weißenberger hatte zwar viele Sportler mit an Bord, setzte aber auf seine bewährte Aufstellung. Wackers Chefcoach Eugen Ponomartschuk hingegen zauberte mit Magomed Kartojev und Michael Widmayer zwei Sportler aus dem Hut, die in den letzten Wochen verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen. Damit ging er ein gewisses Risiko ein, das sich aber unterm Strich auszahlen sollte.
Beim Einmarsch der beiden Mannschaften herrschte dann in der restlos ausverkauften Sportparkhalle absolute Gänsehautstimmung. Die Sportler beider Mannschaften wurden lautstark begrüßt und Martin Hammerl begeisterte das Publikum mit seiner Darbietung der deutschen Nationalhymne auf der Trompete. Nachdem die einzelnen Kampfpaarungen vorgestellt wurden, ging es in der Gewichtsklasse bis 57 Freistil los, in der Wackers Givi Davidovi auf den U23-Europameister Niklas Stechele traf. Der Kleinostheimer wurde vom Schiedsrichtertrio als der aktivere Ringer angesehen und da es Davidovi nicht gelang seine Beinangriffe an den Mann zu bringen, unterlag er am Ende mit 0:3 Punkten. Im Greco-Schwergewicht war Wackers Ramsin Azizsir nach seiner unglücklichen Schulterniederlage im Halbfinale auf Wiedergutmachung aus. Er startete gegen Ilja Klasner stark und führte zur Halbzeit mit 3:0 Punkten. Doch der Kleinostheimer kämpfte sich in der zweiten Hälfte mit einem Take Down heran und konnte Azizsir eine Minute vor Schluss von der Matte schieben und damit die entscheidende Wertung zum 5:3 Punktsieg holen. Damit entschied Kleinostheim den zweiten offenen Kampf für sich und ging mit 0:3 in Führung. In der Gewichtsklasse bis 61kg gr./röm. traf Fabian Schmitt auf Kleinostheims Punktegarant Justas Petravicius. In der Vorrunde unterlag Schmitt seinem litauischen Gegner klar mit 2:11 Punkten und auch diesmal startete der Kleinostheimer stark und ging schon in den ersten 50 Sekunden mit 0:3 in Führung. Doch was der Wackerianer dann auf die Matte zauberte, wird den Zuschauern noch Jahre in Erinnerung bleiben. Mit einem unbändigen Siegeswillen und dem Herz eines Löwen kämpfte Schmitt den haushohen Favoriten förmlich nieder. Nach und nach zermürbte er Petravicius mit seinen schier unendlichen Energiereserven und holte Punkt um Punkt auf. Als er dann Mitte der zweiten Hälfte mit 4:3 in Führung ging, glich die Sportparkhalle einem Tollhaus. Am Ende brachte Schmitt den Vorsprung souverän über die Zeit und der SV Wacker verkürzte auf 1:3. Im Halbschwergewicht Freistil kam es beim Duell von Erik Thiele und Johannes Mayer zur Neuauflage des Finals der deutschen Einzelmeisterschaften, bei denen Mayer in der letzten Sekunde den Titel holte. Thiele war auf Revanche aus und dominierte von Anfang an das Geschehen. Mit einer 1:0 Pausenführung im Rücken startete er Mitte der zweiten Halbzeit einen blitzschnellen Beinangriff und erhöhte auf 3:0. In den Schlusssekunden versuchte der Kleinostheimer noch einmal alles, doch Thiele konterte nochmal zum souveränen 5:0 Endstand. Damit glich der SV Wacker zum 3:3 aus, ehe im letzten Kampf vor der Pause Wackers Youngster Magomed Kartojev auf Kleinostheims Weltmeister Zelimkhan Abakarov traf. Kartojev, der die letzten Wochen aufgrund von einer OP ausfiel, machte einen bärenstarken Kampf. Nach einem 0:6 Pausenrückstand, stand er Anfangs der zweiten Halbzeit nach einem blitzschnellen Beinangriff sogar selbst kurz vorm Punktgewinn. Abakarov machte weiter Druck nach vorne, schließlich hatten die Kleinostheimer Trainer von ihrem Punktegaranten vier Mannschaftspunkte eingeplant. Doch Kartojev kämpfte verbissen um jeden Zentimeter Matte, unterlag am Ende nur mit 0:7 Punkten, was den „Warriors“ aus Kleinostheim zwei Mannschaftspunkte zur 5:3 Pausenführung einbrachte.
Nach der 25-minütigen Halbzeitpause kam es im Limit bis 86kg gr./röm. zum Duell zwischen Roland Schwarz und dem U23 Weltmeister Alexandrin Gutu. Der Wackerianer ging nach der Bodenlage mit einem Ausheber in Führung, doch Mitte der zweiten Hälfte wurde er in der Unterlage von Gutu zweimal gedreht und unterlag am Ende mit 2:5. Damit baute Kleinostheim seine Führung auf 3:7 aus. Im nächsten Kampf war es dann einmal mehr Witali Lazovski vorbehalten, den SV Wacker wieder zurück ins Rennen zu bringen. Gegen seinen Nationalmannschaftskollegen Deniz Menekse marschierte er in gewohnter Manier von Anfang an nach vorne. Als der Kleinostheimer in die Bodenlage musste, war es dann wieder so weit: Lazovski setzte zu seinen Spezialgriff - dem Ausheber - an und ließ Menekse im hohen Bogen durch die Sportparkhalle segeln. Den 5:0 Vorsprung baute er in der zweiten Hälfte noch auf 9:0 aus und brachte damit den SV Wacker wieder auf 6:7 heran. In der Gewichtsklasse bis 80kg setzte Eugen Ponomartschuk wieder auf Zelimkhan Khadjiev. Der sympathische Franzose tastete sein Gegenüber Christoph Henn in der ersten Minute ab, bevor er dann ein wahres Feuerwerk abbrannte. Ein Beinangriff jagte den nächsten, gefolgt von Durchdrehern im Boden. Noch kurz vor der Pause beendete er mit einem weiteren blitzschnellen Beinangriff den Kampf mittels technischer Überlegenheit vorzeitig und brachte die Sportparkhalle endgültig zum Beben. Der SV Wacker Burghausen ging damit das erste Mal an diesem Kampfabend in Führung. Im vorletzten Kampf des Abends kam es dann zum Weltklasseduell zwischen Burghausens Weltmeister Iszmail Muszukajev und Rasul Shapiev. Muszukajev, seit vier Jahren im Wackertrikot, hat bis dato nur einen einzigen Kampf verloren, und zwar in der Vorrunde gegen eben Kleinostheims Rasul Shapiev. Dementsprechend motiviert ging der Wackerianer in den Kampf, jedoch hatte der Kleinostheimer deutliche physische Vorteile. Doch kurz vor der Pause kam das, was Muszukajev auszeichnet. Ein blitzschneller, ansatzloser Beinangriff, der mit zwei Punkten belohnt wurde. Mitte der zweiten Hälfte erhöhte der Wackerianer dann auf 3:2, ehe es 20 Sekunden vor Schluss zur entscheidenden Szene kam - ein abermals schneller Beinangriff Muszukajevs, der allerdings vom Kleinostheimer spektakulär gekontert wurde. Das Kampfgericht bewertete die Aktion zum Unmut der Zuschauer mit vier Punkten für Shapiev. Die Wacker-Ecke forderte den Videobeweis, jedoch blieb das Kampfgericht bei ihrer Entscheidung und Shapiev setzte sich mit 3:8 durch. Damit kam es im letzten Kampf beim Stand von 10:9 für den SVW zum finalen Showdown zwischen Michael Widmayer und Artur Tatarinov. Widmayer, der die letzten Wochen verletzungsbedingt passen musste, kam mit einem dick bandagierten Knie auf die Matte und lag zur Halbzeit knapp mit 0:1 im Hintertreffen. Doch zu Beginn der zweiten Halbzeit schaltete Widmayer in seiner unnachahmlichen Art den Turbo ein. Er marschierte nur noch vorwärts, drängte Tatarinov mehrmals von der Matte und sicherte sich unter tosendem Applaus einen 4:1 Punktsieg. Damit war der 12:9 Endstand besiegelt und der SV Wacker geht mit einem Drei-Punktepolster in den Rückkampf nächste Woche in Kleinostheim. "Ich bin sehr glücklich. Glücklich, dass wir eine fantastische Leistung abgerufen haben. Und glücklich, dass es heute ein sensationeller Kampfabend für die Zuschauer war. Es wird nächste Woche nochmal verdammt schwer, aber wir werden alles geben, um die Meisterschaft wieder nach Burghausen zu holen", so der sportliche Leiter Matthias Maasch.