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Witalis Lazovski holt Gold für den SVW, Andreas Maier und Maxi Lukas werden deutsche Vize-Meister
Bayerns Ringer dominieren Deutsche Meisterschaft
Die bayerischen Ringer haben der Deutschen Greco-Meisterschaft in Burghausen den Stempel aufgedrückt: Vier der zehn Titel gingen am vergangenen Wochenende in den Freistaat, drei davon an Athleten, die in den Mannschaftskämpfen für Burghausen kämpfen. Im dramatischten Finale gab der Burghauser Andi Maier drei Sekunden vor Schluss den Meistertitel noch aus der Hand.
Mit Witalis Lazovski und Michael Widmayer standen sich im letzten Kampf der perfekt organisierten Veranstaltung am Sonntagmittag gleich zwei Burghauser gegenüber, am Ende setzte sich Lazovski in der Klasse bis 67 Kilogramm überraschend klar mit 3:0 durch und wurde damit erstmalig bei den Männern Deutscher Meister. „Ein starker Kampf von Witalis“, befand Burghausens Trainer Alexander Schrader, der sich auf der anderen Seite etwas enttäuscht über die Leistung von Widmayer zeigte, der bei Einzelkämpfen ja für den TSV Ehningen und damit für Baden-Württemberg startet. „Michi hat kein richtiges Konzept gefunden und konnte so den Rückstand nicht aufholen.“
Bis drei Sekunden vor Ende des Duells in der Klasse bis 63 Kilogramm hielt Burghausens Eigengewächs Maier den Titel in Händen, als er einen 0:2-Rückstand gegen Andrei Ginc mit einem Wurf egalisiert hatte und beim Stand von 3:3 aufgrund der höheren Wertung als Sieger von der Matte gegangen wäre. Gerade als die Burghauser Fangemeinde zum Jubeln ansetzen wollte, verdrängte Ginc den Burghauser am Mattenrand - eine Fußspitze entschied also über den Titel. Grausam! „Auch wenn es bitter ist, das passiert eben im Sport. Mit sechs Burghauser Ringern im Finale können wir aber mehr als zufrieden sein“, so Wacker-Vorsitzender Dr. Thomas Frey.
Im Januar wurde Ramsin Azizsir mit dem SV Wacker Burghausen Deutscher Mannschaftsmeister, jetzt holte er sich den Titel im Halbschwergewicht (97 kg). „Es läuft kann man sagen“, so Azizsir, der bei den Einzelmeisterschaften für seinen Heimastverein ASV Hof an den Start geht. „Mein Ziel war der Titel, obwohl ich ja eine Klasse aufgerückt bin und drei oder vier Kilo weniger habe als meine Gegner. Das ist mir auf Anhieb gelungen“, freute sich Azizsir nach seinem deutlichen 6:2-Finalerfolg über den Hessen Felix Radinger vom TSV Gailbach.
Den dritten Titel sackte der Neu-Burghauser Fabian Schmitt ein, der vom SV Johannis Nürnberg zum Deutschen Meister gewechselt ist. Der Vorjahres-Vize legte nach einem Schulterschwung Alexander Ginc in der Klasse bis 55 Kilogramm in der zweiten Runde auf die Bretter und holte sich so hoch verdient die goldene Plakette. Ein rein bayerisches Finale sahen die rund 600 Zuschauer in der Sportparkhalle in der Klasse bis 82 Kilogramm, in der sich der Burghauser Maximilian Lukas und der Lichtenfelser Hannes Wagner gegenüberstanden. Letztlich setzte sich der Vorjahresmeister technisch überlegen mit 9:0 gegen den Lokalmatador durch - das war schon eine klare Angelegenheit.
In der Klasse bis 60 Kilogramm verteidigte der Köllerbacher Etienne Kinsinger gegen den Westendorfer Christopher Kraemer mit 5:1 seinen Titel, wie im Vorjahr stand auch der Schifferstädter Denis Kudla in der Klasse bis 87 Kilogramm ganz oben auf dem Treppchen. Der olympische Bronzemedaillengewinner von Rio feierte einen Überlegenheitssieg gegen Simon Weißhaar aus Südbaden. Der schnellste Sieg gelang Doppelweltmeister Frank Stäbler mit einem Kopfzug nach wenigen Sekunden gegen den Hessen Andrei Kurockin, nach dem der Musberger im letzten Jahr verletzt aufgeben musste. Florian Neumair aus Südbaden sicherte sich Gold in der Klasse bis 77 Kilogramm, im Schwergewicht verteidigte der Brandenburger Christian John seinen Titel gegen den Mainzer Etka Sever, der im letzten Jahr noch im Halbschwergewicht Deutsche Meister war. Mit 109 Punkten ging die Länderwertung deutlich vor Württemberg (66) und dem Saarland (62) an Bayern und so zeigte sich auch Landestrainer Matthias Fornoff mehr als zufrieden: „Ein ganz starkes Resultat für uns."

Andreas Maier wird in der Klasse bis 63kg an den Start gehen und scheint keine schlechten Chancen auf einen Platz im Vorderfeld zu haben.
Ein Wochenende im Zeichen des Ringens
Am kommenden Wochenende wird Burghausen einmal mehr zum Epizentrum des Deutschen Ringens, wenn in der Sportparkhalle des SV Wacker Burghausen die Deutschen Meisterschaften der Herren im griechisch-römischen Stil abgehalten werden. Gemäß den vorläufigen Meldelisten werden 123 aktive Ringer antreten, um bei den diesjährigen nationalen Titelkämpfen im griechisch-römischen Stil teilzunehmen. Doch nicht nur das große Starterfeld lässt das Zuschauerherz höher schlagen, auch die Tatsache, dass nahezu alle deutschen Spitzenringer für diese Großveranstaltung gemeldet haben, lässt auf ein ringerisches Event der Extraklasse hoffen.
Die Ringerabteilung des SV Wacker Burghausen ist erfahren im Ausrichten von Meisterschaften aller Art. „In den vergangenen 20 Jahren haben wir schon jede Meisterschaft im Ringen in Burghausen abgehalten – angefangen von Bezirksmeisterschaften, über die Bayerischen Meisterschaften bis hin zu Deutschen Meisterschaften, die zuletzt im Jahr 2000 in Burghausen stattfanden.“, so Abteilungsleiter Jürgen Löblein. „Der organisatorische Aufwand für eine Deutsche Meisterschaft ist enorm. Aktuell liegen 123 Meldungen von aktiven Ringern vor, fast ebenso viele Helfer werden zwischen Freitag und Sonntag im Einsatz sein, um den reibungslosen Ablauf eines der wichtigsten Ringer-Turniere in Deutschland zu gewährleisten.“ Die Aufbauarbeiten im Sportpark beginnen bereits drei Tage vor Beginn der Meisterschaften. Neben jeder Menge an Technik werden auch diverse Zelte aufgebaut, um sowohl den Sportlern als auch den Zuschauern eine Veranstaltung auf allerhöchstem Niveau bieten zu können.
Personell lassen die vorläufigen Meldelisten bereits erahnen, dass die diesjährigen Deutschen Greco-Meisterschaften ein Stelldichein der Deutschen Ringer-Elite werden. Alleine der Bayerische Ringerverband wird rund 22 Teilnehmer ins Rennen schicken, darunter auch der erfolgreichste bayerische Ringer Ramsin Azizsir, der zuletzt 2017 bei den Europameisterschaften Bronze erringen konnte. Ramsin Azizsir startet bei den Einzelmeisterschaften für seinen Heimatverein ASV Hof. Doch die Burghauser Sportparkhalle ist für Azizsir wahrlich nicht fremd, so geht er bekanntlich während der Bundesliga für den SV Wacker Burghausen auf die Matte. Neben Azizsir werden die Zuschauer jede Menge bekannter Gesichter bei der „Deutschen“ zu sehen bekommen. Mit Andreas Maier, Maxi Lukas, Anton Losowik, Johannes Batt und Witalis Lazovski gehen gleich fünf Athleten des SV Wacker Burghausen an den Start. Auch von Wacker-Neuzugang Fabian Schmitt (SV Johannis Nürnberg) werden sich die Zuschauer ein erstes Bild machen können, der als amtierender deutscher Vizemeister in der Klasse bis 55kg antreten wird. Einzige schlechte Nachricht: Der Burghauser Lokalmatador Matthias Maasch, dessen Name auf den vorläufigen Meldelisten fehlte, wird definitiv nicht auf die Matte gehen können. Auslöser hierfür ist eine während der Bundesliga-Endrunde zugezogene Verletzung, die bis dato nicht komplett ausgeheilt ist.
Neben der Vielzahl an hochklassigen Ringern aus Bayern haben auch die anderen Landesverbände einiges zu bieten. Bekanntester Ringer ist hier natürlich Doppelweltmeister Frank Stäbler (KSV Musberg), der vom Württembergischer Ringerverband ins Rennen geschickt wird. Ebenfalls aus Württemberg stammt Michael Widmayer (TSV Ehningen), der in der Mannschaftsrunde für Burghausen auf die Matte geht und bei der Vergabe der Medaillen ein Wort mitreden möchte. Somit werden die Zuschauer mindestens acht Sportler bewundern und anfeuern können, die in der nächsten Meisterschaftsrunde in der ersten Bundesliga für den SV Wacker Burghausen ihren Mann stehen werden. Zudem haben u.a. mit Erik Weiß (RSV Frankfurt/Oder, Brandenburg), Christian John (Eisenhüttenstädter RC, Brandenburg), Pascal Eisele (SV Fahrenbach, Hessen) und Denis Kudla (VfK Schifferstadt, Pfalz) Sportler gemeldet, die allesamt sowohl auf Titel bei Deutschen Meisterschaften als auch auf jede Menge Erfahrung auf internationaler Ebene zurückblicken können. Wenn alle gemeldeten Sportler den Weg nach Burghausen antreten werden, bahnt sich somit eine der am qualitativ stärksten besetzten Deutschen Meisterschaften der letzten Jahre an.
Offiziell beginnen die Deutschen Meisterschaften bereits am Freitag mit der Abgabe der endgültigen Meldelisten, dem Wiegen der Athleten und dem offiziellen Empfang der Delegationen durch den SV Wacker Burghausen. Für die Zuschauer wird es dann am Samstag und am Sonntag interessant, wenn die eigentlichen Wettkämpfe stattfinden. Beginn ist an beiden Kampftagen jeweils um 09:30 Uhr, die Sportparkhalle öffnet gegen 08:00 Uhr ihre Pforten für die Zuschauer. Während am Samstag die Qualifikationskämpfe, die Halbfinals und die Hoffnungsrunde ausgerungen werden, findet die Deutsche Meisterschaft am Sonntag mit den Finalkämpfen und den Siegerehrungen ihren Höhepunkt.

Meister-Trainer Alexander Schrader ließ nach dem Titelgewinn die Korken knallen!
Saisonzusammenfassung: Traum-Saison endet mit Deutschem Meistertitel!
Die Zielvorgabe war klar – mindestens sollte in diesem Jahr das Halbfinale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften errungen werden. Doch am Ende gelang den Ringern von Trainer Alex Schrader ihr Meisterstück. Nach einer perfekten Saison konnten die Burghauser Schwerathleten Ende Januar den Meisterpokal vielumjubelt in die Höhe halten und erreichten damit historisches. Als erste Abteilung des SV Wacker Burghausen konnten sich die Ringer einen Deutschen Meistertitel in einem Mannschaftswettbewerb sichern. Schon vor der Saison waren die Erwartungen groß. Nach dem Wiederaufstieg in die Deutsche Eliteklasse stellten die Burghauser Verantwortlichen einen Kader zusammen, der von Abteilungsleiter Jürgen Löblein nicht umsonst als „Bester Burghauser Ringerkader aller Zeiten“ bezeichnet wurde.
Insgesamt 12 Neuzugänge – durchwegs nationale und internationale Spitzenringer – veränderten das Gesicht der Burghauser Mannschaft grundlegend: Ein Schritt, der vorab intensiv diskutiert wurde, sich am Ende aber bezahlt machte. Schon vor der Saison wurden die Burghauser Ringer von vielen Fachleuten als „Geheimfavorit“ auf den Meistertitel gehandelt.
Bedingt durch die komplette Neustrukturierung startete der SV Wacker Burghausen in der 1. Bundesliga Südost. Dort zeigte sich schon sehr bald, dass die Wacker-Ringer das Maß aller Dinger darstellen würden. Bereits zwei Kampftage vor Ende der regulären Saison stand fest, dass die Burghauser Schwerathleten den begehrten 1. Platz der Bundesliga Südost erringen würden. Dies hatte zur Folge, dass man in den Play-Off Kämpfen um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft bereits vor den Auslosungen gesetzt war und so zumindest in den ersten beiden Runden das Heimrecht im Rückkampf zugesprochen bekam.
Als erster Gegner wartete mit dem SV Johannis Nürnberg im Achtelfinale ein unglückliches Los. Beide Teams haderten arg mit der Losfee, da somit die beiden Erstplatzierten der Bundesliga Südost die Klingen kreuzen mussten. Während die Burghauser Ringer beide vorangegangenen Duelle für sich entscheiden konnten, erlitt die Mannschaft um Teamkapitän Matthias Maasch im Hinkampf einen herben Dämpfer: Trotz sechs Einzelsiege musste man am Ende mit einem 13:13 Unentschieden die Heimreise antreten. Doch genau diese unerwartete Schlappe machte allen Beteiligten bewusst, wie schnell der Traum ausgeträumt sein kann und schweißte neuformierte Team zu einer echten Einheit zusammen. Mit den eigenen Fans im Rücken zeigten die Burghauser Ringer im Rückkampf ihr wahres Gesicht: Beide Mannschaften traten in Bestbesetzung an und lieferten dem Burghauser Publikum einen Kampfabend auf höchsten Niveau. Am Ende zog der SVW dank eines klaren 23:8 Siegs ins Viertelfinale ein, wo man auf den VFL Neckargartach traf, der ebenfalls als einer der Favoriten auf den Meistertitel gehandelt wurde.
Am folgenden Wochenende in Neckargartach schlitterten die Burghauser Ringer dann auf ein echtes Debakel zu: So führten die Gastgeber zu Halbzeit sage und schreibe mit 11:0, zwei Kämpfe vor Ende führte Neckargartach immer noch mit 12:2. Hauptverantwortlich für ein halbwegs akzeptable Ausgangslage vor dem Rückkampf waren vor allem die beiden Ausnahmeringer Magomedmurad Gadzhiev und Kakhaber Khubezhty in Diensten des SVW, die in den letzten beiden Kämpfen jeweils ihre Gegner auspunkten konnten. So endete der Hinkampf mit 12:10 für die Heimmannschaft. Am Tag vor Heilig Abend kam es dann zum Show-Down in der Sportparkhalle. Schon vor Beginn des Kampfes hatten die Burghauser Ringer mit einem Umstand zu kämpfen: Es kam zu einem Zuschaueransturm, der jede Erwartung meilenweit übertraf. Vor restlos ausverkauftem Haus peitschten die Zuschauer, die aus allen Ringerhochburgen Bayerns an die Salzach pilgerten, die Burghauser Mannschaft zum Sieg. Mit einem 17:5 sorgte der SVW für einen auch in dieser Höhe nicht zu erwartenden Sieg. Trainer Marcus Mackamul fand nach dem Kampf die richtigen Worte: „Wir müssen anerkennen, dass wir gegen das wohl beste Team der Liga verloren haben.“ Doch so recht wollte im Burghauser Lager daran noch niemand glauben, zumal im Halbfinale mit dem ASV Mainz der absolute Top-Favorit wartete.
Wie bereits in den vorangegangenen Play-off Kämpfen mühte sich der SVW auch im Halbfinale im Hinkampf, dieses Mal sogar vor eigenem Publikum. Beide Mannschaften mussten den Hinkampf des Halbfinals mit einer Mannschaft bestreiten, die von der Bestbesetzung weit entfernt war. Durch die 10:14 Heimniederlage waren die Hoffnungen auf den Finaleinzug realistisch betrachtet relativ gering, zumal man im Hinkampf nur vier Einzelsiege einfahren konnte. Und auch beim Auswärtskampf in Mainz deutete bis zur Halbzeit alles darauf hin, dass für die Burghauser Mannschaft das Halbfinale das Ende der Reise darstellen sollte. Mit 8:2 führte der Favorit aus Mainz klar, doch was anschließend geschah, wagten wohl selbst die größten Optimisten nicht zu glauben. Sowohl Magomedmurad Gadzhiev, Kakhaber Khubezhty, Benjamin Sezgin und Wacker-Urgestein Eugen Ponomartschuk besiegten ihre Gegner entweder technisch überlegen oder per Schultersieg. Während man auf der Burghauser Seite den nicht für möglich gehaltenen 11:18 Sieg und den damit einhergehenden Finaleinzug bejubeln konnte, blickte man auf Seiten der Mainzer in ratlose und zu tiefst enttäuschte Gesichter.
Nun wartete das Highlight der Saison: Zum allerersten Mal standen die Burghauser Ringer im Finale. Dort traf man auf den sechsfachen Deutschen Meister, den KSV Köllerbach. Es sollte sich ein Kampfabend entwickeln, der alles übertraf, was man in Burghausen je gesehen hat. Dieses Mal war man auf den Zuschaueransturm vorbereitet: Die komplette Sportparkhalle wurde mit zusätzlichen Tribünen bestückt, sodass sich ein echter Arena-Charakter entwickelte. Mit einer beeindrucken Lichtshow im Innenbereich und bengalischen Feuern vor der Glasfront bot kam bei den Zuschauern schon vor Beginn des Kampfes „Gänsehaut-Feeling“ auf – perfekte Rahmenbedingungen für einen Kampfabend der Extraklasse. Und die Burghauser Ringer taten auf der Matte das ihrige, um die Zuschauer weiter in Ekstase zu versetzen. Jeder Ringer konnte an diesem Abend sein Maximum abrufen, sodass am Ende nach sieben Einzelerfolgen ein 18:6 Heimsieg zu Buche stand. Am folgenden Wochenende pilgerten rund 250 Wackerfans ins Saarland, um den ersten Meistertitel mit der Burghauser Mannschaft zu feiern. Und sie sollten nicht enttäuscht werden. So gelang es Matthias Maasch im Kampf mit Marc-Antonio von Tugginer einen 8:0 Punktsieg davonzutragen und so bereits vorzeitig den ersten Burghauser Meistertitel in trockene Tücher zu bringen. Was dann folgte, waren Emotionen pur: Alle Mann lagen sich feiernd in den Armen und genossen diesen einzigartigen Moment, Champagnerduschen wechselten sich mit Freudengesängen ab. Und als Matthias Maasch den Meister-Pokal entgegen nahm war klar: Historisches ist vollbracht - der SVW ist Deutscher Mannschaftmeister im Ringern. Und noch bis früh in den Morgenstunden klag es: „Deutscher Meister wird nur der SVW!“

Da ist der Pott: Die gesamte Mannschaft freut sich über den großen Meister-Pokal!
Traum perfekt: Wacker-Ringer holen historischen Titel nach Burghausen
Die Ringer des SV Wacker Burghausen haben Geschichte geschrieben und die Deutsche Meisterschaft nach 53 Jahren erstmalig wieder nach Bayern geholt. Nach der knappen 12:14-Niederlage am Samstag beim KSV Köllerbach gewann die Mannschaft von Trainer Alexander Schrader in der Summe der beiden Finalkämpfe den historischen Titel mit zehn Punkten Vorsprung. „Das ist einfach unfassbar“, konnte Aushängeschild Matthias Maasch seine Gefühle kaum in Worte packen. Im drittletzten Kampf des Abends hatte der 31-Jährige den Titel mit einem souveränen 8:0-Sieg gegen Marc-Antonio von Tugginer in der Greco-Klasse bis 80 Kilogramm endgültig abgesichert - für Burghausen die erste Deutsche Mannschaftsmeisterschaft der Vereinshistorie.
„Mit diesem Erfolg wurde Sportgeschichte für den gesamten südostbayerischen Raum geschrieben“, freute sich Wacker-Vorsitzender Dr. Thomas Frey, der sich wie Bürgermeister Hans Steindl unter die rund 250 mitgereisten Wacker-Fans in der mit etwa 2300 Zuschauern nicht ganz ausverkauften Hermann-Neuberger-Halle gemischt hatte. Und natürlich war das sportbegeisterte Stadtoberhaupt mächtig stolz: „Wir haben in der Vergangenheit viel erlebt mit unseren erfolgreichen Abteilungen, aber das ist ein absoluter Höhepunkt für den SV Wacker Burghausen.“
Knapp eine Stunde vor Kampfbeginn versuchten sich die Köllerbacher noch mit dem Nena-Hit „Wunder geschehen“ Mut zu machen, doch letztlich brachte der sechsfache Deutsche Meister die Oberbayern zu keinem Zeitpunkt richtig in Gefahr. Wie erwartet, konnten die Köllerbacher ihre Greco-Ringer nicht aus Ungarn loseisen und mussten so eine der vier Ausländerpositionen vakant lassen. „Das hat uns natürlich in die Karten gespielt“, gestand Trainer Alexander Schrader, der am Ende neben aller Freude einfach nur erleichtert war: „Ich bin froh, dass es vorbei ist. Die Saison war lang und anstrengend. Ab den Play-offs ist das Ganze auch richtig auf die Psyche gegangen. Das muss man erst mal wegstecken und verarbeiten können.“ Als am Mittwoch seine Mannschaftaufstellung stand, hat Schrader „einfach auf Durchzug“ geschaltet: „Von jeder Seite hört man was, irgendwann gehen einem die ganzen taktischen Spielchen nur noch auf die Nerven. Letztlich haben wir es taktisch gut gemacht, mit dem Vorsprung von zwölf Punkten im Rücken haben eine solide Aufstellung gewählt, wollten das Risiko begrenzen. Am Ende waren wir aber insgesamt die Mannschaft, die den Titel mehr gewollt hat als andere Mannschaften. Das hat den Ausschlag gegeben.“
Weil bei den Gastgebern der Russe Bekkhan Mankiev nicht abgekocht hatte, ging es für Burghausen gleich richtig schwungvoll los, mit dem 16-jährigen Sergio Schäfer hatte Mariusz Los keine Probleme und fertigte den Nachwuchsmann in 35 Sekunden ab. Als dann aber Erik Thiele im Freistil-Schwergewicht in buchstäblich letzter Sekunde gegen den bulligen Oleksandr Khotsianivskyi vier Punkte abgeben musste und Beka Lomtadze im Freistil-Bantam statt der erhofften drei Mannschaftpunkte gegen Nico-Antonio Zarcone beim 9:3 nur zwei Zähler schaffte, geriet der Wacker-Express kurz ins Stottern. Doch schon nach Kampf Nummer vier war alles wieder auf dem Gleis: Ramsin Azizsir setzte sich im Greco-Halbschwer gegen den Freistil-Experten Gennadij Cudinovic mit 6:0 durch und brachte Wacker so eine 8:4-Führung ein, die bis zur Halbzeit nach einer einkalkulierten Niederlage von Andi Maier gegen Etienne Kinsinger auf 8:7 schmolz.
Benjamin Sezgin ließ im Freistil-Mittel gegen den Ungarn Istvan Vereb nur zwei Punkte zu, dagegen war der aufgerückte Vladimir Egorov in der Freistil-Klasse bis 71 Kilogramm gegen Mihail Sava ohne Chance - Köllerbach führte jetzt 13:8, doch dann kam Maasch, verkürzte auf 13:11 und somit war Burghausen in der Summe beider Finals nicht mehr einzuholen. Michi Widmayer musste im Greco-Welter beim 2:2 gegen Timo Badusch zwar noch einen Punkt lassen, doch den machte Magomedmurad Gadzhiev im abschließenden Freistil-Welter mit einem 3:2 gegen Andrij Shyyka wieder wett, ehe die Burghauser Festspiele in Jubelorgien mündeten.
Burghausen ist ein würdiger Meister - so der einhellige Tenor nach dem finalen Triumph am Samstag im Saarland. „Was Burghausen bis zum Finale alles aus dem Weg geräumt, war schon gewaltig. Ich bin sehr zufrieden, dass der Pott jetzt mal wieder nach Bayern kommt. Der Titel ist absolut verdient“, gratulierte auch DRB-Präsident Manfred Werner dem frisch gebackenen Deutschen Mannschaftsmeister.
Auf Seiten der Sieger strichen Athleten und Verantwortliche immer wieder den Mannschaftsgeist hervor. „Das 13:13 im ersten Achtelfinale in Nürnberg war im Nachhinein Gold wert, da wurde uns so richtig bewusst, wie schnell die Reise zu Ende gehen kann. Das hat uns unheimlich zusammengeschweißt“, fasste Matthias Maasch die letzten Wochen zusammen und ergänzte: „Den Titel haben nicht die zehn Ringer geholt, die hier auf der Matte waren, sondern die gesamte Mannschaft. Und man darf da auch die ganzen Ringer nicht vergessen, die uns in den vergangenen zehn Jahren mit allen Hochs und Tiefs so weit gebracht haben, dass wir hier als Meister stehen.“
Auch Abteilungsleiter Jürgen Löblein, seit Jahren einer der ganz großen Architekten dieses Erfolges, machte den Teamspirit als größten Erfolgsfaktor aus: „Seit dem Kampf in Nürnberg hat sich die Mannschaft wahnsinnig als Team entwickelt und sich den Titel deswegen absolut verdient. Einfach geil, einfach nur schön.“
Ein würdiger Meister ist Burghausen aber nicht nur in sportlicher Hinsicht: Obwohl sich die Köllerbacher um einen tollen Rahmen bemühten und auch einige Highlights zu bieten hatten, blieb die Stimmung etwas hinter den Erwartungen zurück. „Da war bei den Kämpfen in Burghausen schon mehr geboten“, verkündeten viele Fans stolz. Vor allem die unglaublich dichte Atmosphäre in der Sportparkhalle war wesentlich packender als in der weitläufigen Hermann-Neuberger-Halle, in der die Zuschauer zu weit von der Matte weg waren. Größtes Manko der Halle: Die miese Akustik, die alles Gesprochene in einen unverständlichen Wortbrei verwandelte. Kein Vergleich zur sehr guten Klangqualität in der Sportparkhalle, in der auch die Lichteffekte besser zündeten als in Püttlingen. Wacker Burghausen ist Meister und Wacker Burghausen kann Meister - kein Zweifel!
Stimmen zum Finale
Dr. Thomas Frey (Wacker-Vorsitzender): „Ein überragender Abend. Wenn man die beiden Kämpfe zusammennimmt und die zehn Punkte Unterschied sieht, ist das schon sensationell. Jeder hat bis zum Schluss alles gegeben. Wir sind alle stolz auf die gesamte Abteilung. Das ist die Krönung jahrelanger Arbeit.“
Ludwig Lechner (Ringer-Urgestein): „Ich hätte nie geglaubt, dass ich das noch erleben darf. Dazu musste ich 82 Jahre alt werden. Unglaublich!“
Eugen Ponomartschuk: „Unfassbar! Da haben wir so viele Jahre darauf hingearbeitet und jetzt hat alles gepasst, die ganze Mannschaft, die Abteilung, das ganze Umfeld. Alle haben ihren Teil dazu beigetragen.“
Benjamin Sezgin: „Super, einfach stark. Es hat alles so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben. Wir haben uns so vorbereitet wie sonst auch, wenn man sich nämlich zu stark reinsteigert, geht das schnell schief. So war aber alles richtig und der Titel ist der Lohn.“
Andreas Maier: „Wahnsinn. Das ist überragend! Nach dem Hinkampf war das natürlich schon absehbar, aber sicher durften wir uns nicht sein. Wenn ein oder zwei Kämpfe nicht so laufen, kommt man schnell in ein schlechtes Fahrwasser und plötzlich kippt das dann. Aber wir haben das gut durchgerungen und nach der Endrunden-Auslosung mit diesen Gegnern sind wir absolut verdient Meister.“

Ready for Take-off: Matthias Maasch erteilte Marc-Antonio von Tugginer Flugstunden!
Burghausens Ringer vor historischem Titelgewinn
Die Ringer des SV Wacker Burghausen greifen nach einer nicht für möglich gehaltenen Gala gegen den KSV Köllerbach nach dem historischen Titel. Vor einer phantastischen Kulisse in der restlos ausverkauften Sportparkhalle demontierten die wie entfesselt kämpfenden Burghauser den sechsfachen Meister mit 18:6 und gehen mit unglaublichen zwölf Punkten Vorsprung in der Rückkampf am Samstag. „Danke, danke, danke! Ich weiß nicht recht, was ich sagen soll“, konnte Burghausens Trainer Alexander Schrader seiner Freude gar nicht richtig Ausdruck verleihen, so begeistert war er von der grandiosen Stimmung in der Halle und den noch unglaublicheren Leistungen seiner Athleten, die eine in allen Punkten restlos überzeugende Mannschaftsleistung aufs Parkett zauberten.
Mit der Wucht dieser Einheit kamen die Köllerbacher, denen gerade mal drei Punktsiege gelangen, überhaupt nicht zurecht - plattgedrückt von der Burghauser Walze aus Kampf, Kraft und Können rangen die Verantwortlichen um Mannschaftsführer und Sportlicher Leiter Thomas Geid regelrecht nach Fassung.
Freilich ist im Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft gerade mal Halbzeit und in zehn Kämpfen kann noch viel passieren, ob aber die Saarländer diesen Rucksack mit zwölf Punkten Rückstand noch abwerfen können, ist eher unwahrscheinlich. „Burghausen hat verdient gewonnen, aber Köllerbach hat schon einmal in einem Finale zwölf Punkte aufgeholt. Noch ist nichts verloren“, fast schon trotzig versuchte KSV-Vorsitzender Hilmar Rehlinger seiner Mannschaft Mut für den Rückkampf, in dem ja aufgrund des Stilartwechsels die Karten ganz neu gemischt werden, zu machen, während Schrader von einer „klasse Ausgangsposition“ sprach: „Wir fahren am Samstag nach Köllerbach, um den Titel zu holen.“
Dass es am Samstagabend zu dieser unfassbare Burghauser Machtdemonstration gekommen ist, war selbst nach der Waage nicht absehbar. Doch es lief von Anfang an einfach wie am Schnürchen für Wacker, legte doch gleich Vladimir Egorov in der Freistil- Eingangsklasse mit einem Überlegenheitssieg gegen den Deutschen Meister Viktor Lyzen optimal vor. Im Sog dieses Erfolges machte Armin Majoros Ex-Weltmeister Heiki Nabi im Greco-Schwergewicht das Leben brutal schwer. Am Ende gelang dem Olympiazweiten von London keine technische Wertung, sein 2:0-Erfolg brachte Köllerbach nur einen Mannschaftszähler.
„Nach zwei Minuten hätte ich nie geglaubt, dass ich über die Zeit komme“, gestand Andi Maier, der erstmalig in dieser Saison aufs Greco-Bantam abgekocht hat und dementsprechend gegen einen übermächtigen Gegner aus der Weltklasse mit der Physis zu kämpfen hatte. Zumal der Russe Bekhan Mankiev mächtig Druck machte, unwahrscheinlich nach vorne marschierte. „Ich habe gedacht, dass er nie nachlassen würde, aber irgendwann ist er dann doch etwas ruhiger geworden, aber da waren noch fast zwei Minuten auf der Uhr, von denen ich nicht wusste, wie ich sie überstehen sollte“, mit letzte Kraft und vorbildlichem Willen brachte Maier den Kampf am Ende mit einer 0:11-Niederlage noch relativ sicher über die Zeit und rettete einen wichtigen Punkt.
Noch lag Köllerbach im Rennen und Gennadij Cudinovic, der zwar etwas unscheinbar aussieht, dafür aber technisch brillant ist, ließ Erik Thiele im Freistil-Halbschwer nicht zur Entfaltung kommen. Doch Thiele demonstrierte mentale Stärke, ließ sich auch von einem 0:2-Rückstand nicht beirren und drehte mit einer beherzten Aktion nach fünf Minuten den Kampf - nächster Nadelstich mitten ins KSV-Herz, den Beka Lomtadze mit einem 16:0 gegen Nico Antonio Zarcone im Freistil-Leicht gnadenlos und sehr souverän zu einer gefährlichen Wunde vergrößerte.
Nach einem 4:9-Rückstand hofften die Köllerbach nach der Pause auf Besserung, doch es kam alles noch viel schlimmer. Seriensieger Laszlo Szabo, immerhin WM-Dritter von 2016 biss im Greco-Mittel gegen Eugen Ponomartschuk auf Granit und verbuchte mit Ach und Krach einen 3:0-Erfolg: Die letzten Punkte für Köllerbach, wobei Marc-Antonio von Tugginer in der Greco-Klasse bis 71 Kilogramm gegen Wacker-Ikone Matthias Maasch noch Glück hatte, dass er nach zwei Aushebern mit einer 0:8-Niederlage davon gekommen ist.
Im Generationsduell zwischen Benjamin Sezgin (26) und Andrij Shyyka (37) überrumpelte der Burghauser in der Freistil-Klasse bis 80 Kilogramm seinen Kontrahenten, führte auch dank seiner unnachahmlichen Beinschrauben schnell mit 8:0, doch Shyyka gab nicht auf, wollte das Ruder noch einmal zugunsten seiner Mannschaft rumreißen und kam tatsächlich auf 8:5 heran, ehe Sezgin den Sack mit 10:5 zumachte.
Absolute Weltklasse dann im vorletzten Kampf des Abends zwischen Vizeweltmeister Magomedmuurad Gadzhiev und Mihail Sava, seines Zeichens Olympiazweiter von 2016. Absolut ungewöhnlich dann aber der Ausgang, denn der Pole in Burghauser Diensten filetierte den Moldawier bei seinem 9:0-Sieg im Freistil-Welter nach allen Regeln der Kunst, spätestens zu diesem Zeitpunkt saß der Stachel der Enttäuschung bei den Gästen tief. Doch als dann auch noch Michael Widmayer im Greco-Welter den Deutschen Meister Timo Badusch mit seiner ungeheuren Energie im Standkampf zur Verzweiflung brachte und einen völlig verdienten 2:0-Sieg feierte, war bei Köllerbach Land unter.
Bei aller Euphorie über den grandiosen Sieg und das sicher unvergessliche Spektakel in der Sportparkhalle wissen sowohl die Athleten als auch die Verantwortlichen, dass der letzte Schritt zum ersten Titel der Vereinsgeschichte noch vor ihnen liegt. Dementsprechend konzentriert und sorgfältig wird sich die Mannschaft jetzt in dieser Woche vorbereiten.

Benjamin Sezgin kochte auf 75kg ab und machte im letzten Kampf des Abends den Sack zu!
Das Wunder von Mainz: Wacker-Ringer stürmen nach unglaublicher Aufholjagd ins Finale!
Was für ein verrückter Kampf, was für eine irre Spannung, was für ein toller Triumph! Die Ringer des SV Wacker stehen nach einer unglaublichen Energieleistung und einer völlig verrückten Aufholjagd im Finale um die Deutsche Mannschaftsmeisterschaft. Beim 18:11-Sieg in Mainz am Samstag musste die Mannschaft nicht nur dem Vier-Punkte-Rückstand aus dem Hinkampf hinterherlaufen, sondern auch noch einen 2:8-Rückstand zur Pause. Am Ende dann aber grenzenloser Jubel: Burghausen, wie es singt und lacht! Nach den ersten fünf Kämpfen schien das Erreichen des Endkampfes gegen den KSV Köllerbach schon in weite Ferne gerückt, Mission impossible! Doch dann drehten die Burghauser richtig auf, holten durch Kakhaber Khubetzhty, Magomedmurad Gadzhiev, Eugen Ponomartschuk und Benjamin Sezgin noch vier vorzeitige Siege und drehten so das Blatt.
Ganz klar: Der Taktik-Poker der Gäste ist voll aufgegangen - schon beim Wiegen wurden bei den Mainzern erste Stimmen laut, die drohendes Unheil erahnten. Trainer Alexander Schrader: „Da ist den Mainzern schon mal gleich mal die Kinnlade runtergefallen. Wenn die den Braten vorher gerochen hätten, wäre der Schuss allerdings nach hinten losgegangen.“ Für die Gastgeber völlig überraschend hatten die Burghauser auf Tamas Lörincz verzichtet, anstelle des Ungarn hatte Eugen Ponomartschuk erstmals seit über zehn Jahren auf 80 Kilogramm abgekocht und auch Benjamin Sezgin musste sieben Kilogramm machen, um im Welter antreten zu können. „Die Idee zu dieser Aufstellung ist von den Sportlern selbst gekommen“, will sich Schrader nicht mit falschen Lorbeeren schmücken, sondern gibt die Komplimente an seine Athleten weiter: „Die haben das brutal durchgezogen und waren trotz des Abkochens in einer körperlich extrem guten Verfassung.“
Unglaublich stolz zeigte sich am Tag danach auch Abteilungsleiter Jürgen Löblein, der die Mannschaft über den grünen Klee lobte: „Jeder hat sich für sich voll reingehauen, aber vor allem die Leistung der Mannschaft als Team war großartig. Es waren ja nicht nur die Ringer dabei, die auf die Matte gegangen sind, sondern noch viele mehr.“ Ein Volltreffer war auch der von der Stadt Burghausen eingesetzte Fanbus. „Vielen Dank an die Burghauser Fans, die uns so großartig unterstützt haben. Das war Wahnsinn“, so Löblein. Mitten unter den Zuschauern war auch Wacker-Vorsitzender Dr. Thomas Frey, der mit den Fans hoffte und bangte, um dann mit der ganzen Truppe jubeln zu können. Erster Gratulant war dann Bürgermeister Hans Steindl, der unmittelbar nach dem Kampf die Glückwünsche telefonisch beim Abteilungsleiter überbrachte: „Man sieht einfach, dass die ganze Stadt hinter dem Ringen steht. Das macht uns unwahrscheinlich stolz“, so Löblein nach dem größten Ringer-Erfolg der Vereinsgeschichte.
Obwohl Schrader wusste, dass Mariusz Los in der Eingangsklasse gegen den „übermenschlichen“ Eldeniz Azizli nichts holen würde, wollte er auf den Polen nicht verzichten: „So paradox das klingt, dieses Risiko war uns einfach zu groß. Hätten die Mainzer hier nämlich keinen Ausländer gesetzt, wären wir die Deppen gewesen. Am Ende war Mariusz selbst am meisten enttäuscht, dass er nicht mehr beitragen konnte.“
Den kompletten Fehlstart verhinderte im Freistil-Schwergewicht Erik Thiele mit einer überragenden Leistung gegen Gabriel Stark. „Erik hat die Trainingswoche unglaublich gut getan. Anders als vor einer Woche hat er seine Aktionen voll durchgezogen, Stark hatte überhaupt keine Chance“, so Schrader nach dem 6:1-Sieg, den man als Wachwechsel an der deutschen Spitze interpretieren kann. Auch Vladimir Egorov konnte sich im Vergleich zum Hinkampf um 100 Prozent steigern und gab gegen Atli Suleyman beim 2:5 nur etwas unglücklich zwei Punkte ab. Richtig Pech hatte dann Ramsin Azizsir beim 1:1 im Greco-Halbschwer gegen Tadeusz Michalik, als er sich gleich bei der ersten Aktion verletzte. Schrader: „Er hat dann auf die Zähne gebissen, jetzt hoffen wir, dass die Verletzung nicht ganz so schlimm ist.“ Dass Azizsir dann auch noch in weiten Teilen gegen das Kampfgericht kämpfen musste, hat Schrader überhaupt nicht gefallen: „Das muss man alles berücksichtigen. Insofern wurde Ramsin unter Wert geschlagen.“
Einen „sehr starken Kampf“ hat der Burghauser Trainer von Andi Maier im Greco-Leicht gesehen: „Wenn Andi in den letzten 30 Sekunden noch mehr Gas geben hätte können, wäre er wohl sogar als Sieger von der Matte gegangen.“ Erst in der Schlussphase musste der Burghauser nämlich die entscheidenden Wertungen zur 4:6-Niederlage abgeben.
Nach der Pause brannten die Burghauser dann aber ein brutales Feuerwerk ab: Khubetzhty ließ dem 42-jährigen Bichinasvhili trotz heftiger Gegenwehr nicht den Hauch einer Chance und legte ihn beim Stand von 19:2 kurz vor Schluss aufs Kreuz. Wie dann Gadzhiev den Deutschen Meister Tim Müller in der Freistil-Klasse bis 71 Kilogramm auseinandernahm, hätte sich auch Schrader in seinen kühnsten Träumen nicht erhofft: „Das war einfach nur sagenhaft. Man hat gemerkt, dass er alles wieder gut machen wollte, weil er letzte Woche krank gefehlt hat. Trotzdem muss man einen Tim Müller erst mal so weghauen. Unglaublich!“ Während die Stimmung im Burghauser Lager immer besser wurde, verstummte das Mainzer Publikum nun von Kampf zu Kampf und als dann Ponomartschuk nach einer sicheren Führung in der Greco-Klasse bis 80 Kilogramm Daniel Meiser mit einer überragenden Aktion aufs Kreuz legte, waren praktisch nur noch die Burghauser Anfeuerungsrufe zu hören.
Michi Widmayer hatte im Greco-Welter in den ersten beiden Minuten richtig Pech, als alles gegen ihn lief, doch der ehemalige Untergriesbacher stemmte sich mit aller Macht in den Kampf und gegen Balint Korpasi, verhinderte beim 0:13 den Vierer, so dass Sezgin beim Zwischenstand von 14:11 eine gute Ausgangslage für den Schlusskampf im Freistil-Welter hatte: Ein normaler Punktsieg hätte schon zum Weiterkommen gereicht, doch das Burghauser Energiebündel zerlegte Niklas Dorn in 1:38 Minuten nervenstark und hoch effizient mit 15:0 - einfach Wahnsinn.
„Was jetzt noch kommt, ist nur noch Zugabe“, so Schrader über das Finale gegen Köllerbach. Der Hinkampf steigt am Samstag in Burghausen, der Rückkampf am 27. Januar in Köllerbach. Löblein: „Köllerbach ist ein brutaler Brocken, aber wir probieren natürlich alles.“