Die Bewegung, die Deutschland jetzt braucht
Sport bewegt - nicht nur auf dem Spielfeld, sondern in allen Bereichen unseres Lebens. Seine verbindende Kraft wird bei Olympischen und Paralympischen Spielen besonders sichtbar - und noch stärker, wenn sie im eigenen Land stattfinden. Spiele in Deutschland wären ein starkes Signal für Aufbruch, Zusammenhalt und eine positive Zukunft. Olympia ist die Chance, unser Land gemeinsam fit zu machen - körperlich, wirtschaftlich und sozial. Olympia ist die Bewegung, die Deutschland jetzt braucht.
Diese Vision trägt die neue Kommunikationskampagne des DOSB, die am Donnerstag auf den digitalen Kanälen von Sportdeutschland startet - pünktlich zur nächsten Phase des Bewerbungsverfahrens. Berlin, Hamburg, München und die Rhein-Ruhr-Region hatten im Mai ihre Konzepte eingereicht, nun kommt es auf die Bevölkerung an. Am 26. Oktober stimmen zuerst die Münchner*innen in einem Bürgerentscheid über mögliche Spiele in ihrer Stadt ab.
Kaum etwas beschreibt die Magie der Spiele so treffend wie das Motto „Dabei sein ist alles.“ Wer einmal dabei war - als Athlet*in, Fan oder Volunteer - vergisst es nie. Mit der Kampagne geht der DOSB einen Schritt weiter: Aus „Dabei sein ist alles.“ wird „Dafür sein ist alles.“ Denn nur wenn wir alle dafür sind, können wir auch wirklich dabei sein - und das größte Sportfest im eigenen Land feiern.
„Dafür sein ist alles.“ - ab Donnerstag auf den Kanälen von Sportdeutschland.
Ein Gestalter mit viel Herz für den Sport
Vielleicht schließt sich dann doch ein Kreis an diesem Montag, den Otto Fricke 1994, als er sich öffnete, noch nicht vollumfänglich erfassen konnte. Als Rechtsreferendar im Landtag Nordrhein-Westfalens war er vor nunmehr 31 Jahren zu einem Untersuchungsausschuss zum Thema „Versagen im Zusammenhang mit dem Sportbodenhersteller Balsam AG“ geschickt worden. Er setzte sich neben seinen FDP-Kollegen, und neben ihm nahm ein Mann Platz, der für Bündnis 90 Die Grünen angereist war: Michael Vesper. „Seit diesem Tag stehen wir immer wieder miteinander in Kontakt, und am interessiertesten habe ich darauf geschaut, was er zwischen 2006 und 2017 hauptberuflich gemacht hat“, erinnert sich der Mann, der an diesem Montag die Nachnachnachfolge Vespers als Vorstandsvorsitzender des Deutschen Olympischen Sportbundes antritt.
Wobei der 1. September nur den offiziellen Arbeitsbeginn markiert. Tatsächlich ist Otto Fricke, seit er am 30. Juni als Nachfolger von Torsten Burmester vorgestellt wurde, mit Vollgas in die neue Aufgabe gestartet. Er hat sich in diversen Gesprächen innerhalb der verschiedenen DOSB-Gremien kundig gemacht, hat Akten gefressen, seine Social-Media-Kanäle gefüttert und viele Fragen gestellt. Wegbegleiter aus vorangegangenen Stationen wundert das wenig. Die Beschreibung „Workaholic“, die manche nutzen, die über ihn sprechen, weist er zumindest nicht kategorisch von sich. „Ich arbeite gern und empfinde meine berufliche Verantwortung nicht als belastend, sondern als befriedigend und ausfüllend, wenn ich darin gut sein darf“, sagt er.
Fricke sucht nicht nach Schuldigen, sondern nach Lösungen für Probleme
Um jedoch bei all jenen, die auf die Einhaltung ihrer tariflich vorgeschriebenen Arbeitszeiten achten, jegliche Bedenken im Keim zu ersticken: Otto Fricke ist, so versichert er, ein Mensch, der sein eigenes Handeln nicht zum Maßstab macht, sondern die Grenzen anderer achtet. „Mein Verständnis von Führung ist, dass ich als Vorstandsvorsitzender nicht alles entscheide, weil ich ‚Chef‘ bin, sondern dass ich nur entscheide, wenn es notwendig ist, dann aber mit Überzeugung. Und ich suche nicht nach Schuldigen, sondern nach Lösungen für Probleme. Fehler machen wir alle, es kommt nur auf den Umgang damit an und dass man sie nicht zu häufig wiederholt“, sagt er. Für ein gelungenes Berufsleben sei das Wichtigste ein gutes Team: „Dieses finde ich hier vor, das habe ich in den vergangenen Wochen bereits intensiv gespürt. Eines meiner Ziele ist es, dass hier viele Mitarbeitende an möglichst vielen Tagen gern an ihren Arbeitsplatz kommen.“
Um zu verstehen, was dafür notwendig ist, will Otto Fricke in seinen ersten 100 DOSB-Tagen zunächst viel zuhören. Die Bandbreite der Aufgaben zu durchschauen, für die der Dachverband des deutschen Sports mit seinen 102 Mitgliedsorganisationen zuständig ist, ringe ihm Respekt ab. „Ich will lernen, wie der DOSB tickt. Es ergibt für mich keinen Sinn, jetzt schon eine Prioritätenliste mit den obersten drei Zielen zu haben, die ich anpacken will, denn wer von Priorisierung redet, achtet oft nicht auf die Posteriorisierung“, sagt er. Es ist ein typischer Otto-Fricke-Satz, er streut gern Fremdworte ein, nutzt lateinische Sätze, für die er dann mit dem Hinweis auf seinen „Hang zur Klugscheißerei“ um Entschuldigung bittet.
Bundestagsabgeordneter zwischen 2002 und 2013 sowie 2017 und 2025
Augenzwinkernd natürlich, denn ein bisschen Koketterie gehört zu seinem Programm ebenso wie der Hang zum Wortwitz. Als ehemaliger Berufspolitiker, der er als Bundestagsabgeordneter für die FDP zwischen 2002 und 2013 und noch einmal von 2017 bis 2025 war, erfreut er sich naturgemäß an der ihm eigenen Redegewandtheit. Er spürt gern gelungenen Formulierungen nach und vergewissert sich der ungeteilten Aufmerksamkeit des Gegenübers. Aber ein Sprücheklopfer, das ist Otto Fricke nicht. Der rheinisch-joviale Einfluss, der sich bei dem gebürtigen Krefelder unter anderem darin Bahn bricht, dass er sofort beim „Du“ ist, ist unverkennbar. Er ist einer, der anpackt, der gestalten will, aber nicht um des Veränderns willen, sondern weil er darin schlicht eine Gelegenheit sieht, Dinge zu optimieren.
„Eins habe ich den ersten Wochen bereits verstanden“, sagt er, „dass der DOSB viel jünger und sportnaher ist als sein Image. Und das müssen wir mehr nach außen tragen.“ Die Antwort auf die Frage, warum er sich für den Wechsel an die Spitze des organisierten deutschen Sports entschieden hat, obwohl er - wie während seiner Bundestags-Abstinenz zwischen 2013 und 2017 als Partner einer internationalen Unternehmensberatung - in der Wirtschaft oder auch seinem erlernten Beruf als Rechtsanwalt mehr Geld verdienen könnte, fällt ihm leicht: „Ich war schon immer vielseitig sportbegeistert. Die Chance, die mir hier gegeben wird, empfinde ich als Geschenk. Sport ist einer der letzten Bereiche, vielleicht sogar die letzte Bastion unserer Gesellschaft, in der wir über alle trennenden Faktoren hinweg Gemeinschaft erleben können. Dieses ein Stück weit mitprägen zu dürfen, ist eine große Aufgabe.“
Als Rechtsanwalt viel mit dem Thema Sport befasst
Denen, die nach der Bekanntgabe der Personalie unkten, der Fricke habe ja noch nie im Sport gearbeitet, begegnet er in erster Linie mit Verständnis. „Die Aussage ist ja nicht falsch. Aber richtig ist auch: Ich habe schon viel mit dem Sport gearbeitet. Als Rechtsanwalt habe ich manche Satzung bearbeitet, etliche Hauptversammlungen als neutrale Person geleitet. Und ich habe mich in unzähligen Haushaltsverhandlungen mit dem Sport befasst. Zudem werde ich mich intensiv in alle Themen einarbeiten, die für den DOSB wichtig sind.“ Zu wissen, dass er nicht alles wisse, aber zumindest immer, wen es zu fragen gilt, sei eine Lehre aus seinem bisherigen beruflichen Wirken, auf die er stets vertraue.
Zumindest der erste Schritt auf seinem Berufsweg war vorgezeichnet. Beide Eltern waren Rechtsanwälte, der vor zehn Jahren verstorbene Vater habe ihn geprägt, mit seiner 88 Jahre alten Mutter, die noch immer aus Leidenschaft arbeitet, führt er in Krefeld-Uerdingen eine Kanzlei. „Eine Feld-, Wald- und Wiesenkanzlei“, wie er sagt, „das ist mir wichtig, denn dadurch habe ich mich mit sehr vielen unterschiedlichen Facetten der Rechtswissenschaften auseinandersetzen dürfen.“ Jura sei nicht die Krone der Schöpfung, aber ein fantastisches Handwerksmittel, um Probleme im Alltag zu lösen. Das öffentliche Bild, dass, wer fünf Juristen frage, zehn verschiedene Meinungen erhalte, ist ihm natürlich geläufig. „Man sollte Juristen niemals nach ihrer Sichtweise fragen, wenn man Klarheit möchte, sondern nach ihrem Urteil“, sagt er.
Ein Sportabzeichen-Veteran und eine, die es noch werden will
Das Deutsche Sportabzeichen ist das offizielle Ehrenzeichen des organisierten Sports in Deutschland - und eine ganz besondere Auszeichnung für alle, die ihre körperliche Fitness unter Beweis stellen möchten. Die Teilnahme ist offen für alle - egal ob jung oder alt, Einsteiger*in oder Sportskanone!
Stillstand ist nicht erlaubt
Es ist alles genauestens dokumentiert. Jede einzelne Original-Urkunde ist sorgfältig abgelegt und zusätzlich auf dem Computer im Arbeitszimmer eingescannt. Fotos, Videos, Dokumente - alles erfasst. Über 70 Jahre Sportgeschichte sind dort verwahrt.
Dabei ist Bodo Schöngarth, laut eigener Aussage, nie ein Leistungssportler gewesen. ABER ein Sportler aus Leidenschaft. In diesem Jahr hat er sein 70. Deutsches Sportabzeichen abgelegt - seit 1956 jährlich in Folge. In Hamburg ist er der Einzige, in ganz Deutschland verteilt gibt es gerade einmal neun Personen, die diese Zahl geschafft haben. Der deutsche Rekord steht bisher bei 72.
Ein Blick zurück: Bodo Schöngarth wurde 1937 in der Welt-Erbestadt Quedlingburg geboren. Als Kriegsflüchtling fand er in Hannover eine neue Heimat. „Damals war ich noch lang und ohne Muskeln, also schickte mein Vater mich in den Turnverein“. Fortan wurde Tischtennis und Volleyball gespielt, geschwommen und geturnt. Besonders der freistehende Handstand hatte es ihm angetan. Den macht er noch bis heute - natürlich genauestens dokumentiert.
1956 dann das 1. Deutsche Sportabzeichen mit 19 Jahren. Zugegeben, die Umstände waren etwas ungewöhnlich: „Ich hatte einen dummen Streit mit meinem Vater“, erinnert sich Schöngarth, „meine Mutter riet mir, das Sportabzeichen zu machen“ - dann sei wieder alles gut. Scheint geholfen zu haben, denn seitdem ist er dabeigeblieben. Unterschiedliche berufliche Tätigkeiten in verschiedenen Orten und Städten waren kein Grund das Sportabzeichen NICHT zu machen. Schnee und Kälte waren kein Hindernis und Corona schon gar nicht.
Es durfte zwar geschwommen werden, aber wie sollte das mit den anderen Disziplinen ablaufen? Ganz einfach. Während des Lockdowns wurde dafür im Gästezimmer eine Standsprunganlage aufgebaut. Ein Brett, dahinter Matratzen, die erforderten 1,35 Meter abgesteckt, Videokamera an - Sprung, natürlich weiter als die geforderte Weite - und fertig. Das Seilspringen wurde ebenfalls filmisch festgehalten. Für jemanden, der mit 80 Jahren noch 80 Seilsprünge macht, ist das eine Kleinigkeit. Bodo Schöngarth ist nicht nur sportlich, sondern auch kreativ. Ach ja, für Freunde und Bekannte wurde dann auch gleich ein 18-minütiges Video mit gymnastischen Übungen unter dem Motto: „Gymnastik mit Bodo“ erstellt. Stillstand ist nun mal nicht erlaubt.
Und jetzt das! Eigentlich würde er auch in diesem Sommer, mit 88 Jahren, lieber auf dem Sportplatz stehen. Zurzeit macht aber das Knie nicht mit. Meniskusriss - vielleicht droht sogar eine Operation. „Nach 70 Mal Sportabzeichen darf auch mal Schluss sein“, sagt Bodo Schöngarth tapfer. Aber man merkt, so richtig abfinden möchte er sich damit nicht. Und dann kommt auch gleich das Hintertürchen: „Ab 90 Jahre gibt es andere Anforderungen für das Sportabzeichen, vielleicht kann ich es dann ja doch nochmal probieren.“ Um dann den deutschen Rekord zu knacken!
Natürlich in Gold
Angefangen hat alles am westlichen Rand Hamburgs im Stadtteil Rissen. Das war 2008. An der Grundschule Iserbarg gab es ein Sportfest, wo die Kinder auch das Kindersportabzeichen ablegen konnten. Mirja Thal, damals gerade mal 6 Jahre alt, war dabei. Die Lust auf Leichtathletik war gezündet und der Weg in den Rissener Sport Verein kurz. Dort entdeckte Mirja die Liebe zum Laufen. Zunächst 1 Mal in der Woche, da war es noch kein Problem jedes Jahr das Sportabzeichen abzulegen. Der prüfberechtigte Trainer integrierten das Laufen, Springen, Werfen gleich in das Team-Training.
Dann kam der Leistungssport dazwischen: Die bevorzugte Mittelstrecke forderte 6 bis 7 Mal in der Woche Anwesenheit auf dem Sportplatz. Platz für das Deutsche Sportabzeichen blieb da irgendwie nicht. Bis 2020 lief Mirja Kilometer um Kilometer im Stadion, in der Halle und auf der Straße. Irgendwann war Schluss: „Ich hatte keine Lust mehr und mir fehlte die Motivation“, begründet Mirja den Abschied vom Leistungssport. Das Lehramtsstudium forderte ebenfalls sein Recht.
Die Begeisterung für den Sport aber blieb - nicht nur körperlich, sondern auch außerhalb der Laufschuhe - im Ehrenamt. Als Jugendwartin im Hamburger Leichtathletik Verband wurde ihr zusammen mit Teammitgliedern des Jugendausschusses vor kurzem der HAFEN-Preis verliehen - eine Auszeichnung der Hamburger Sportjugend, die jährlich an junge Menschen im Alter von 14 bis 26 Jahren für ihr besonderes Engagement in Hamburger Sportvereinen vergeben wird
Und sportpraktisch sind da ja auch noch Fußball, Volleyball, Tennis und… „irgendwie habe ich wieder Lust gehabt, was ich mal vor längerer Zeit jedes Jahr gemacht habe“, richtig - das Deutsche Sportabzeichen!
Seit 2020 ist die jetzige Referendarin wieder dabei. Als Erwachsene (ab 18 Jahre) hat sie bereits 5 Mal die Urkunde bekommen. „Wenn ich es zeitlich und körperlich hinbekomme, will ich es jedes Jahr ablegen“, und da schlummert immer noch die Leistungssportlerin in ihr, „natürlich in Gold.“
Jedes Jahr ehrt der Hamburger Sportbund Sportlerinnen und Sportler, die das Sportabzeichen mindestens 25 Mal abgelegt haben. Das wäre dann 2045. Um den Hamburger Rekord zu knacken, sozusagen als Nachfolgerin von Bodo Schöngarth, braucht es jetzt noch schlappe 65 Jahre.
Basketball Boom in Deutschland
Am Mittwoch (27. August) startet die Basketball-Europameisterschaft der Herren. Gespielt wird in vier Gruppen Lettland (Riga), Finnland (Tampere), Zypern (Limassol) und Polen (Katowice). Das Finale ist am 14. September in Riga.
Deutschland spielt in einer Gruppe mit Finnland, dem Vereinigten Königreich, Litauen, Schweden und Montenegro.
Das Turnier ist die nächste Chance für den deutschen Profi-Basketball, seine Erfolgsserie fortzusetzen: Dritter Platz bei der Heim-EM 2022. Weltmeister 2023. Vierter Platz bei den Olympischen Spielen Paris 2024 und Kapitän Dennis Schröder als Fahnenträger des Team Deutschland.
Dazu Olympiasiegerinnen im 3x3 Basketball und zuletzt ein starker fünfter Platz bei der Women’s EuroBasket 2025.
Es läuft gut im Basketball hierzulande. Und das merken auch die Vereine.
Wie kann Sport gegen Einsamkeit wirken?
Einsamkeit ist eine drängende gesellschaftliche Herausforderung mit weitreichenden gesundheitlichen und sozialen Folgen. Mit dem DOSB-Projekt „Fit und verbunden gegen Einsamkeit (FIVE)“ wird seit Anfang des Jahres ein modellhafter regionaler Ansatz zur Prävention und Linderung von Einsamkeit durch Sport erprobt. Die zentralen Elemente: Der Aufbau lokaler Allianzen zur Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit und die Umsetzung konkreter (Bewegungs-)Angebote zur Stärkung von Gemeinschaft und Gesundheit. So schafft beispielweise in Berlin die Iranische Gemeinde gemeinsam mit Sportvereinen niedrigschwellige Formate wie Gehgruppen oder Tanzcafés, um Frauen, Jugendliche und Senior*innen mit Zuwanderungsgeschichte in Bewegung und Begegnung zu bringen.
Begleitet wird das Projekt durch eine wissenschaftliche Evaluation mit dem Ziel, Wirkung, Gelingensbedingungen und Potenziale für eine nachhaltige Umsetzung zu analysieren. Der Evaluationsansatz und das Wirkungsmodell wurden kürzlich beim offiziellen Kick-off des FIVE-Projektes im Haus des Deutschen Sports in Frankfurt vorgestellt.
„Ich habe mich wirklich in die World Games verliebt“
DOSB: Birte, deine ersten World Games als Chefin de Mission liegen hinter dir. Was war so wie erwartet und was hat dich überrascht?
Birte Steven-Vitense: Dadurch dass ich schon einige Multisportevents in anderen Funktionen erlebt hatte, war es an vielen Stellen so wie erwartet. Es gibt zwischen den World Games und anderen Sportgroßveranstaltungen grundsätzlich aus organisatorischer Sicht kaum Unterschiede. Es gibt aber immer ein paar Themen, auf die man sich nicht vorbereiten kann, weil sie erst vor Ort entstehen. Deshalb war es wichtig und richtig, dass wir mit einigen Tagen Vorlauf angereist sind, um uns an die Begebenheiten in Chengdu anpassen zu können.
China hat einige Eigenheiten, mit denen man umzugehen hat. Was hast du als die größte Herausforderung empfunden?
Für unsere Sportlerinnen und Sportler war das Klima sicherlich die größte Herausforderung, vor allem, wenn sie Outdoor-Sport betreiben mussten. Das war an mancher Stelle mindestens grenzwertig. Dieses Thema haben wir aber in der Vorbereitung antizipiert und alle Team-D-Mitglieder im letzten Call dafür aus medizinischer Sicht sensibilisiert. Ich persönlich habe das Thema Kommunikation als besonders herausfordernd wahrgenommen. Es gibt in China zwar ausreichend Menschen, die Englischkenntnisse haben, aber nur weil beide Seiten in englischer Sprache kommunizieren, heißt das nicht, dass sie einander auch verstehen. Wenn sich zwei Parteien in einer Fremdsprache unterhalten und es unterschiedliche Kulturen der Kommunikation gibt, gehen Nuancen und Facetten, die wichtig sind, manchmal unter. Ich kann aber sagen, dass beide Seiten stets bemüht waren, Lösungen zu finden, auch wenn das seine Zeit gebraucht hat. Und wir hatten immer großes Vertrauen in unsere Flexibilität und Improvisationskunst.
Das sportliche Abschneiden liegt nicht direkt in deinem Verantwortungsbereich. Dennoch: Wie zufrieden dürfen wir mit der Bilanz des Team D in Chengdu sein?
Vollumfänglich zufrieden! Unser Ziel war, die Position unter den Top drei abzusichern. Das haben wir sowohl im Medaillenspiegel als auch in der Anzahl der gewonnenen Medaillen geschafft. Aber wir schauen nicht nur auf Medaillen. Unsere tiefe Wertschätzung gilt allen, die sich für die World Games qualifiziert und im internationalen Wettkampf gestellt haben, nicht wenige zum ersten Mal in ihrer Karriere. Natürlich gibt es in einem so großen Team mit 212 Athletinnen und Athleten auch Enttäuschungen, weil persönliche Zielstellungen nicht erreicht werden konnten. Da fühlen und leiden wir mit, weil wir die Geschichten der Menschen kennen, die dahinterstehen. Aber alles in allem sind wir als DOSB mit dem sportlichen Abschneiden sehr, sehr zufrieden.
Eine Delegation, die im Ausland antritt, hat immer auch eine Botschafterfunktion. Wie hat das Team D diese aus deiner Sicht in China erfüllt?
Bei den World Games haben wir als DOSB die Sonderrolle, dass nicht wir das Team sportfachlich nominieren, sondern die Weltverbände. Damit sind wir nicht für alle Prozesse zuständig, sondern legen den Fokus auf die Bildung und Unterstützung der deutschen Gesamtmannschaft, dem Team D. Dieses Zusammenspiel mit den anderen verantwortlichen Stakeholdern ist manches Mal eine kleine Black Box und muss immer wieder gut austariert werden. Aber unser Anspruch war, dass wir ein Team bilden, das als Gemeinschaft auftritt. In meiner Wahrnehmung ist uns dies sehr gut gelungen. Wir haben eine sehr sympathische, authentische und leidenschaftliche Seite von uns gezeigt, und diesen Spirit habe ich im gesamten Team wahrgenommen. Darüber bin ich sehr glücklich.
Du hast vor den Spielen gesagt, dass eine Chefin de Mission nur so gut sein kann wie ihr Team, das ihr den Rücken freihält. Welches Zeugnis stellst du dem Funktionsteam aus?
Ich möchte meinem Team von Herzen für den Auftritt danken, den wir hier gemeinsam hingelegt haben. Meiner Meinung nach ist es uns sehr gut gelungen, die vielen kleinen Einheiten, die das große Ganze ergeben, als Team zusammenzubringen. Alle haben sich eingebracht, das hat fantastisch funktioniert und dazu geführt, dass ich mich von meinem Team extrem professionell unterstützt gefühlt habe.